Regenbogen
Ich bin die Wolkenbank.
Du riechst nach Rosen,
Ich bin der Brandgestank.
Ich bin die Schwermut,
Du bist die Zuversicht.
Ich bin das Schweigen,
Du aber ein Gedicht.
Du bist das Leben,
Ich bin die Todesangst,
Schwelge im Dunkel,
Wo du nach Licht verlangst.
Du bist die Heldin,
Ich bin der Meuchelmord.
Wo ich ihn sähe,
Jagst du den Kummer fort.
Du bist der Friede,
Ich bin der Schlachtgesang.
Du bist die Harfe,
Ich bin der Trommelklang.
Wo ich sie schlage,
Heilst du die Todeswund‘,
Wo ich verletze,
Machst du das Herz gesund.
Ich bin der Henker,
Du die Verteidigung.
Du bist das Trostwort,
Ich die Beleidigung.
Du bist die Neugier,
Ich bin die Müdigkeit.
Du bist Versöhnung,
Ich aber Zank und Streit.
Du bist das Lachen,
Ich bin ein Tränenmeer.
Ich bin der Abschied
Und du die Wiederkehr.
Du bist die Amsel,
Weil ich der Habicht bin.
Du bist die Klarheit,
Ich bin der Widersinn.
Du bist die Tulpe,
Ich bin ein toter Baum.
Ich bin ein Albdruck,
Du bist ein Blütentraum.
Du bist ein Herden-,
Ich bin ein Steppentier.
Leben und Sterben,
Sonne und Mond sind wir.
Manchmal nur steh’n wir
Beide am Himmelszelt,
Sehen einander,
Trotzen dem Lauf der Welt,
Kommen uns nahe,
Gehen im Ander’n auf,
Und alle Sterne
Leuchten für uns zuhauf.
Du wirst zu Regen,
Ich werde Sonnenschein.
Als Regenbogen
Woll’n wir vereinigt sein!