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Rose zwischen Dornen

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Gedankenloser Blick prangt auf dem Gesicht. Lässt das sonst so fröhliche Antlitz sich schwärzen und die Augen, die stets nur strahlten wie die hellsten Sterne, scheinen nun leer.
Eine leblose Hülle zusammengekauert zwischen Sofa und Schrank wie ein eingepferchtes Tier, das bis zur völligen Auslieferung gehetzt wurde und nun dabei ist kraftlos zu verenden.
Die Hände liegen verkrampft auf dem silbernen Ding, unschlüssig in ihrer Handlung.
Schweißgetränkt!
Vor Angst?
Vor Erschöpfung?
Die feuchten Haare kleben im Gesicht, lassen es müde aussehen.
Ein verschrecktes Wesen auf dem weg in die Unendlichkeit.
Noch immer umklammern die zarten Finger dieses Ding als wäre es das wertvollste der welt und alles hinge davon ab.
Das blasse Gesicht ausdruckslos wie nie. Starrende Löcher zieren die Luft und der muffige Geruch vom Sofa schnürt ihr die Kehle zu. Wie in einer Gruft legt ein eisiger Hauch sich über das gesenkte Haupt.
Plagende Gedanken spiegeln sich auf der Seele wieder. Fragen auf die nie jemand antworten wird.
„Warum lebe ich?
Wer bin ich?
Was bin ich?
Warum wird mir das alles angetan?“
Hirngespinste verschleiern den hellen Tag und der pure Wahnsinn kratzt an den gequälten Nerven, die nahe am Verbluten verweilen. Unfähigkeit klar zu denken.
Die Bilder sind trübe und grau wie Katzen in der Nacht und werden dunkler mit jeder Sekunde die dahinschleicht und die Qual in die Länge zieht.
Dieses Ding in der Hand, verzweifelt, unwissend.
„Ich liebe meine Mutter. Ich liebe meine Mu... Nein ich hasse sie aus dem tiefsten Abgrund meiner Seele. Ich hasse sie, möchte sie nicht mehr sehen. Grr! Wie sich jeder Muskel meines Körpers sträubt? Sie hat es doch auch getan und nun auf dem Sofa schläft sie ganz ruhig. Wann sie wohl wieder erwachen wird?
Das Gras ist verdorrt, die Seen ausgetrocknet, die Mücken unausstehlich.
(Meine Liebe ist verdorrt, meine Seele ausgetrocknet, die Schmerzen unausstehlich.)
Ob wir noch Käse im Kühlschrank haben? Ein Sandwich tät mir jetzt gut, ein Sandwich gleich denen, die Papa früher immer gemacht hat. In solchen Momenten schreit mein Herz, droht zu zerspringen unter dem Druck.
Seine großen Hände, ja, groß waren sie, doch grob keineswegs. Immerzu zärtlich nahm er mich in den Arm und wollte mit mir die ganze Welt erkunden. Und nun?
Nun liegt meine Schwester seelig auf dem Sofa und mein Herz brüllt.
Ob ich hier noch aufräumen sollte? Absurder Gedanke, doch diese leere Whiskeyflasche von Mama stört mich. Alles von ihr stört mich. Die Zigarettenstummel überall, die dreckigen Sachen, ihre immer ungepflegte Art, einfach alles. Gäbe es nur einen Weg ohne alle zu verletzen.
Dieses Ding in meiner Hand es glänzt. Es macht Freude ihm zuzusehen wie es mit dem Deckenlicht spielt und tanzt.
Hm, Freude?!
Hätte nicht gedacht, dass ich so etwas je wieder denken würde. Auf Wiedersehen!“
Dieses kleine Ding am Handgelenk auf der Innenseite des Arms angesetzt.
Augen schließen sich erwartungsvoll. Ein schneller Ruck.
Kurzer Schmerz überfallt ihre Gesichtszüge, dann kehrt Frieden ein und beide Mädchen schlummern fest und friedlich.Wann sie wohl wieder erwachen werden?

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das_Zottel

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