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Mein Freund Bantu

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Ich habe geträumt, es war Sommer,
und ich schaute mich in Rom oder in Paris um.
Auf dem Platz spielte ein Band leise vor sich hin.
Da stand ein Brunnen mit quirlendem Wasser
und hat einen Mann naß gespritzt. Er hatte schwarze Haut
und lebendig tiefe Augen, schöne schmale Hände, eine teuere Uhr
und ein merkwürdiges Band um seinen Hals herum.


Er wirkte verspielt und doch etwas traurig,
er schaute mich fragend an: „Na du!?“
und ich blickte antwortend zurück: „Wie geht es?“
Er ließ seine Hände in den Schoß fallen, starrte mich an
und nickte kurz, als wollte er sagen: „Na siehst du?“
Ich sah Aufpasser der Staatssicherheit, die ihn überwachten,
ich sah Gebundenheit, Staatsinteressen und Reichtum.


Er war ein Prinz aus einem diktatorischen Land in Afrika.
Jeder seiner Schritte war kontrolliert, ohne Erlaubnis
durfte er niemanden sprechen, immer schon, seit seiner Geburt.
Jetzt war er auf Reisen mit einer Musikgruppe
und hielt Ausschau: „Wer ist hier freier ich oder du“?
Ich reckte mich gähnend und erhob meine Rechte zum Gruß:
„Freiheit ist eine Kerkerblume, mein lieber Freund.“

Ich stellte mich vor ihn hin: „Kommst du?“ fragte ich,
und wir gingen ein paar Schritte zusammen um den Platz herum.
Ich spürte im Rücken die Blicke seiner Bewacher:
„Sie laufen dir wohl alle hinter her, wenn du abhaust!?“
Ich stellte ihn in einen Lichtstrahl der Sonne, fütterte die Tauben
und lauschte die Musik: „Der Himmel ist blau und das Leben ist ein Wunder...“
Ohne Worte wird man verstanden wenn man sich zum Begreifen entschließt.


Ob ich ein Freund bin, daß läßt sich gleich prüfen:
und sie drückten mir eine mit Edelsteinen bestückte Halskette zu.
Ich faßte die Steine vorsichtig an und spürte, wie mein Blut pulsierte,
es knackte in meinem Ohr und wurde alles leiser, dann lauter, plötzlich dunkler
und wieder heller,... Magie also... Es war jedoch melodisch und ich tanzte froh:
„Wir könnten alle gleich sein, wenn unsere Umstände uns nicht verschieden
gestalten würden, dessen Opfer wir sind, vom Anfang bis zum Schluß.“


Er riß sein Halsband vom Leib, sprang über die Stühle,
schrie wie ein Wilder und rannte und rannte, mein schwarzer Freund.

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Autor:in

Peter Simon

Peter Simon

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