Kleine Welt
Es war seine Lieblingspflegerin, da sie sich am einfühlsamsten mit ihm beschäftigte, mit ihm spielte, ihm so etwas beizubringen versuchte. Fast hätte er Lust gehabt, das gelernte zu behalten, sich das Verhaltensmuster anzueignen, allein ihretwegen, doch dann sah er erneut die Streitigkeiten mit den anderen Hilfskräften, die ihn wieder aufweckten, ihn zurück in den vergessenden Schlaf fallen ließen. Auch wusste er, es war nicht sein Wille in ihre Welt zu kehren, er wollte nur zu ihr. Er zweifelte ob sie ihn wegen seiner Gebärden, Dummheit, Vergesslichkeit überhaupt nehmen wolle und, da er dies für sie ja bereit zu ändern war, ob er dann nicht einer von tausend sein würde. Den Jungen, den er sie manchmal abholen sah, mit ihr sprechend, lachend, schweigend durch das Fenster des Spielzimmers betrachtet, wollte er nicht einordnen, doch fühlte er ein Hinderniss, je mehr er sich auf den Gedanken einließ.
Er stolperte über die Spielsachen, als er zum Speisesaal ging, da er die Glocke gehört hatte. Reden konnte er mit keinem, denn dies war wie eine verschwiegene Regel, dass sie sich untereinander nicht verständigen, nur so, wie es von ihnen erwartet wurde, miteinander umgingen. Nach dem Essen hatte er wieder Beschäftigungszeit, erwartete es, aß das Essen gewohnt langsam, betrachtete die Fütterung mancher, anderer, die besorgten, von der Notwendigkeit ihrer Hilfe überzeugten Bewegungen der Hilfskräfte, genauso, wie sie es von deren Hilflosigkeit waren. Er aß, erwartete, doch würgte er nicht. Er wusste nicht wieso ihm diese Erwartung so gelassen machte. Als die Tische abgeräumt wurden, so weit war er noch nicht, wurde er für sein sauberes Essen gelobt. Er war stolz darauf, doch beängstigte es ihn, zu sehr gelobt zu werden, dann vielleicht für gesund befunden zu werden, in die andere Welt entlassen zu werden. Nun wurde von ihm gefordert, Formen zu erkennen, es gab Zeiten, da gelang es ihm gut, doch auch welche, in denen er seine Ungeschicklichkeit selbst nicht begreifen wollte. Er fühlte sich etwas unangenehm, vor diesem Wesen, welches mit ihm so einfühlsam, angestrengt, überzeugt sprach, doch hatte er das Gefühl, als sehe er nur ihrer Lippen Bewegung, dazu die Gebärden, die Laute, Töne kamen nur im Hintergrund, verschwommen, vielleicht waren diese auch nicht so wichtig.
Manchmal jedoch saß er auch im Speisesaal, und hörte das ganze Geschrei, es donnerte auf ihn ein, die Wärter/innen erteilten mit lauten Worten Anweisungen, Teller klirrten, Gabeln fielen, zornige Aufforderungen, klagendes Schreien. Die Gebärden waren die gleichen, ähnliche, doch fehlte ihnen die lautlose Musik des Traums, der Verschwommenheit. So schaute er sie nun an, sah ihre Lippen bewegen, betrachtete, führte Anweisungen aus, die er gar nicht richtig gehört hatte. So vergingen Stunden, doch er wurde nicht müde, begriff ihre Mühe, den Sinn ihrer Lehre, die aber, wie er dachte, nicht ihm, sondern seiner Vergesslichkeit galt, verstand sie jedoch nicht.
Als die Tür aufgerissen wurde, hatte das Bild wieder Ton, verlor die Geschmeidigkeit in der Bewegung. Schnelle Worte wurden gewechselt, die Gebärden waren nicht mehr die Liebevollen, die er davor wahrgenommen hatte, schnell huschten, zuckten Arme hin und her, Köpfe schüttelten, nickten. Er wurde ins Aufenthaltszimmer zu den anderen gebracht. in solchen Momenten, auch wenn er die Hilfskräfte in der Küche sitzen bemerkte, ihre Bewegungen, die Verzerrung von Klage und Zorn auf ihren Gesichtern, fragte er sich, wo man ihn hin führen wollte, warum diese Personen sich dafür einsetzten, ihnen ihre Welt, ihre Sprache, ihr Verständnis, Gedächtnis zu lehren, davon überzeugt waren, wenn er bei ihnen ihre eigene Hilflosigkeit wahrnahm, ihre Trauer und noch mehr, was er nicht mehr beschreiben konnte, doch wahrnahm, als Schmerz empfand. So dachte er bei den geleiteten Spielstunden, die auch anstrengend sein konnten, meist nicht daran, wie viel Mühe sich seine Helfer, besonders eine, mit ihm machten, seine Fortschritte lobten, seine Rückfälle fast traurig betrachteten. Er fühlte sich unangenehm, fremde Mühe, mit Hoffnung auf Erfolg, zu missbrauchen, das Ziel nicht verstehen, erreichen zu wollen, die Gegenwart reichte ihm. Er überlegte sich, ob er sie nicht lehren sollte, doch war dies nicht möglich und doch schon teilweise geschehen, da ihn auch niemand gelehrt hatte, gelehrt haben durfte, sonst wäre er nur ein Simulant, Wissender gewesen. Auch hätte sie es nicht wollen können, sie, die Herrin, frei in einer anderen Welt, gefangen in seiner Welt. Aber war es dies nicht auch, was alle anstrebten, zu ihm zu dringen, seine Hindernisse, ihn zu verstehen. Doch wenn sie dann nicht mehr zurück wollen würde, gefordert werden würde, nicht mehr könnte, hatte er dann das Recht dazu. Dann nahm er wieder ihre traurigen Blicke, die den Hilflosen wichen, wahr, die seine Gestalt begründete, und verwarf den Gedanken. Warum trauerte er nicht, wenn er sie sah, war nur erschrocken von ihrer Welt, wenn er sie unbeachtet anstarrte.
Er stolperte über die Spielsachen, als er zum Speisesaal ging, da er die Glocke gehört hatte. Reden konnte er mit keinem, denn dies war wie eine verschwiegene Regel, dass sie sich untereinander nicht verständigen, nur so, wie es von ihnen erwartet wurde, miteinander umgingen. Nach dem Essen hatte er wieder Beschäftigungszeit, erwartete es, aß das Essen gewohnt langsam, betrachtete die Fütterung mancher, anderer, die besorgten, von der Notwendigkeit ihrer Hilfe überzeugten Bewegungen der Hilfskräfte, genauso, wie sie es von deren Hilflosigkeit waren. Er aß, erwartete, doch würgte er nicht. Er wusste nicht wieso ihm diese Erwartung so gelassen machte. Als die Tische abgeräumt wurden, so weit war er noch nicht, wurde er für sein sauberes Essen gelobt. Er war stolz darauf, doch beängstigte es ihn, zu sehr gelobt zu werden, dann vielleicht für gesund befunden zu werden, in die andere Welt entlassen zu werden. Nun wurde von ihm gefordert, Formen zu erkennen, es gab Zeiten, da gelang es ihm gut, doch auch welche, in denen er seine Ungeschicklichkeit selbst nicht begreifen wollte. Er fühlte sich etwas unangenehm, vor diesem Wesen, welches mit ihm so einfühlsam, angestrengt, überzeugt sprach, doch hatte er das Gefühl, als sehe er nur ihrer Lippen Bewegung, dazu die Gebärden, die Laute, Töne kamen nur im Hintergrund, verschwommen, vielleicht waren diese auch nicht so wichtig.
Manchmal jedoch saß er auch im Speisesaal, und hörte das ganze Geschrei, es donnerte auf ihn ein, die Wärter/innen erteilten mit lauten Worten Anweisungen, Teller klirrten, Gabeln fielen, zornige Aufforderungen, klagendes Schreien. Die Gebärden waren die gleichen, ähnliche, doch fehlte ihnen die lautlose Musik des Traums, der Verschwommenheit. So schaute er sie nun an, sah ihre Lippen bewegen, betrachtete, führte Anweisungen aus, die er gar nicht richtig gehört hatte. So vergingen Stunden, doch er wurde nicht müde, begriff ihre Mühe, den Sinn ihrer Lehre, die aber, wie er dachte, nicht ihm, sondern seiner Vergesslichkeit galt, verstand sie jedoch nicht.
Als die Tür aufgerissen wurde, hatte das Bild wieder Ton, verlor die Geschmeidigkeit in der Bewegung. Schnelle Worte wurden gewechselt, die Gebärden waren nicht mehr die Liebevollen, die er davor wahrgenommen hatte, schnell huschten, zuckten Arme hin und her, Köpfe schüttelten, nickten. Er wurde ins Aufenthaltszimmer zu den anderen gebracht. in solchen Momenten, auch wenn er die Hilfskräfte in der Küche sitzen bemerkte, ihre Bewegungen, die Verzerrung von Klage und Zorn auf ihren Gesichtern, fragte er sich, wo man ihn hin führen wollte, warum diese Personen sich dafür einsetzten, ihnen ihre Welt, ihre Sprache, ihr Verständnis, Gedächtnis zu lehren, davon überzeugt waren, wenn er bei ihnen ihre eigene Hilflosigkeit wahrnahm, ihre Trauer und noch mehr, was er nicht mehr beschreiben konnte, doch wahrnahm, als Schmerz empfand. So dachte er bei den geleiteten Spielstunden, die auch anstrengend sein konnten, meist nicht daran, wie viel Mühe sich seine Helfer, besonders eine, mit ihm machten, seine Fortschritte lobten, seine Rückfälle fast traurig betrachteten. Er fühlte sich unangenehm, fremde Mühe, mit Hoffnung auf Erfolg, zu missbrauchen, das Ziel nicht verstehen, erreichen zu wollen, die Gegenwart reichte ihm. Er überlegte sich, ob er sie nicht lehren sollte, doch war dies nicht möglich und doch schon teilweise geschehen, da ihn auch niemand gelehrt hatte, gelehrt haben durfte, sonst wäre er nur ein Simulant, Wissender gewesen. Auch hätte sie es nicht wollen können, sie, die Herrin, frei in einer anderen Welt, gefangen in seiner Welt. Aber war es dies nicht auch, was alle anstrebten, zu ihm zu dringen, seine Hindernisse, ihn zu verstehen. Doch wenn sie dann nicht mehr zurück wollen würde, gefordert werden würde, nicht mehr könnte, hatte er dann das Recht dazu. Dann nahm er wieder ihre traurigen Blicke, die den Hilflosen wichen, wahr, die seine Gestalt begründete, und verwarf den Gedanken. Warum trauerte er nicht, wenn er sie sah, war nur erschrocken von ihrer Welt, wenn er sie unbeachtet anstarrte.