Die Streitkräfte des Friedens
Die Soldaten ruhten am Fuße eines Ziegelstapels, er schützte sie gut vor dem Wind. Sie hielten sich schon über eine Woche in der Siedlung auf und sie bekamen selten Briefe von Zuhaus. Sie dämmerten über ihren Familien nach, daß sie weit weg sind, daß sie nicht nach Hause können und wie es wäre, wenn sie losgingen und sich näherten zu ihren Heimen. Hiervon ist ihnen eingefallen, warum sie hier sind,...
Die bis dahin immer sichere, dröhnende Bogenhalle des Getreidespeichers deckte solche Gefahren für ihn auf, an die er früher in seinen schlechtesten Träumen hätte nicht denken können. Obwohl es nicht das erste mal vor vorkam, daß sie ihn an seiner fast gelungenen Flucht gehinderten. Bei seinem sinnlosen Rasen knallte er gegen einen Soldaten und viel für einen Moment wegen eines vorgestreckten Fußes auf den Bauch. Außer Atem stellte er sich wieder auf den Fuß, um endlich die Säcke zu erreichen. Sind zu weit weg, gleich werden sie ihn schlagen, und als er in die ersehnte Flur einbog, stolperte über einer blutbedeckten Leiche. Nach Vorne, dort versteckt er sich und starrte auf einen Punkt in der Ferne. Schweißgeruch, eine energische Bewegung, Gesurre, Puff, hat nicht getroffen. Da ist ein Anderer, dort auch. Er ist los gerannt, dann aber mit einem schnellen Richtungswechsel brach zwischen ihnen durch, schon wieder knallte etwas. Staub, Fluch, die Verfolgung geht von der Grundstellung aus weiter. Sie haben ihn eingekreist. Wieder versucht er sich eine Bahn zu schlagen, aber er kommt nicht vorbei, er würde sie gerne umgehen, aber es geht nicht mehr, er kann sich nicht befreien, man hat ihn gefangen. Viele haben beginnen wollen, aber es schien, daß man dem Rangältesten Platz macht, einem Leutnant.
Er wurde herabgedrückt, damit er sich nicht mehr regen konnte und die „ausgezeichnete“ Gesellschaft hat sich lächelnd genähert. Irgendeiner hat eine Zigarette angezündet und rieb sie ihm unter die Nase. Der Leutnant hat die Sache übernommen und bevor er ihm die Zigarette an seinen Bart gedrückt hätte, er kreiste vor seinen Augen, damit er sehen konnte, wie rot die Glut ist. Die Hitze der Zigarette sengte auch so und er spürte den Geruch verbrannter Haaren im Mund. Der Leutnant schob die Zigarette immer näher und wieherte dabei, als er von der Qual seinen Kopf drehte und seine Nase zu verschonen versucht hat. Langsam waren die Haare abgebrannt und wenig später öffnete sich die Haut über seinem Mund, zeigte sich das ungedeckte Fleisch, war blutarm, weiß.
Aus seinen Augen strahlte eine Angst, wie von einem Irren, er jaulte nicht, er gab keinen Ton von sich. Der brennende Schmerz entfernte sich langsam, er hat nicht mal die Hitze vor der Nase gespürt. In dem Moment schnitt es ihm in die Brust, er versuchte sich umzudrehen, um diesem Ganzen den Rücken zu zeigen, es gelang ihm aber nicht. Sein Körper war schon wie Wahnsinnig, mit seinen Füßen stoß er immer wieder gegen den Himmel, er spürte nichts mehr und wußte nicht mehr von dem Spaß und von der Anwesenheit der Soldaten. Wieviel Kniffe des Todes kennen sie und wie selbstlos messen sie die sinnlosen Schmerzen. Endlich haben sie ihn hochkommen lassen, keiner hat mehr einen Finger gerührt, nur guckten und beobachteten sie, wie das Leben zu ihm wiederkehrte. Er fing an sich zu bewegen und schob sich fort mit dem Gesicht den Boden scheuernd, als ob er zu flüchten probierte. Auf einmal spürte er, daß er angehoben wird, daß seine Glieder in der Luft hingen. Unter ihm erschien ein riesiger Ofen, dessen glühende Feuerplatte ins Auge stich. Jetzt sind die Füße dran, er zieht sie ganz ein, aber das Eisen nähert sich bloß, erreicht ihn, und seine Füße, wie von Geisterhand gelenkt, gehorchen ihm nicht mehr und schießen gegen den Ofen empor. Er versucht seine verbrannte Fußsohle unter sich zu ziehen, aber sein Körpergewicht zwingt ihn zurück. Er versucht abzuspringen, oder sich von dort los zu reißen, aber sichere Hände halten ihn fest und ihr Gier ist unergründlich. Er spürte seine Füße, daß es sie schon gar nicht mehr gibt, nichts als schwarze Stumpfe gleich, aber solange zu warten waren sie nicht geduldig. Sie haben ihm geholfen sich aufzustellen und ließen nicht zu, daß er umfällt. Seine gequälten Muskeln bewegten sich von selber und er sah einem Unfallbeteiligten ähnlich, der jetzt neu gehen lernen muß. Kleine Pause folgte, er wußte, daß sie ihn beobachteten. Er war nicht ganz bei sich, aber das Gespür hat ein deutliches Bild ausgemalt, ob wie lange man das noch aushalten kann? Sie haben ihm ein Stück Draht um die Füße gebunden und johlend sahen sie zu, als er sich unter den Maishaufen begraben hat. Als nur noch sein Hinterteil zu sehen war, griffen sie wieder zur Zigarette und drückten sie dahin.
Er kroch langsam weiter und verschwand in dem Maishaufen. Dann griffen sie zum Draht und zogen ihn grob wieder hinaus. Als er sich schon das fünfte Mal begraben hat, und in der Sache nichts mehr Abwechslungsreiches gab, setzten sie sich hin und sahen zu, wie er so dalag, um sich schlug, und manchmal sein Blick auf sie anhob. Und es kam, indem er die Qualen wieder spüren mußte. Sie haben ihn auf die Seite gelegt, sie zogen seine Haut auf dem Rücken zusammen und stachen eine Heugabel dadurch. Sie brachten ihn zum Ziegelstapel, sie bauten Kopf unten den Heugabel ein, und sahen mit Genuß, wie er an der Gabel herunter rutschte und Zähne brechend in das starre, kalte Eisen biß.
... warum sie Soldaten sind, ihnen sind die Politiker eingefallen und webten sie Träumereien über eine alles erlösende allgemeine Abrüstung. Immer wieder brachen ihre Innenwehen auf die Oberfläche, aber sie ließen sich fallen und mit Fernblick ließen sie zu, daß die vergehende Zeit sie durchwirkt.
Der Ziegelstapel war nicht allzu hoch, paßte mit seinem gewaltlosen Masse in die Landschaft, nur die oben hervorragende Heugabel zog den pirschenden Blick an sich. Schon niemand hat sich um die gequälte Maus gekümmert, sie war bloß ein grauer Punkt, der in regelmäßigen Abständen zuckte und die übergroße Ruhe der Soldaten gut hochgespielt hat.
Und dem entgegnend, was alles passiert ist, war dieser Tag ruhig, friedlich und zum Alles in einem, ein wenig auch vertraut, vielleicht.
* * * * *
Die bis dahin immer sichere, dröhnende Bogenhalle des Getreidespeichers deckte solche Gefahren für ihn auf, an die er früher in seinen schlechtesten Träumen hätte nicht denken können. Obwohl es nicht das erste mal vor vorkam, daß sie ihn an seiner fast gelungenen Flucht gehinderten. Bei seinem sinnlosen Rasen knallte er gegen einen Soldaten und viel für einen Moment wegen eines vorgestreckten Fußes auf den Bauch. Außer Atem stellte er sich wieder auf den Fuß, um endlich die Säcke zu erreichen. Sind zu weit weg, gleich werden sie ihn schlagen, und als er in die ersehnte Flur einbog, stolperte über einer blutbedeckten Leiche. Nach Vorne, dort versteckt er sich und starrte auf einen Punkt in der Ferne. Schweißgeruch, eine energische Bewegung, Gesurre, Puff, hat nicht getroffen. Da ist ein Anderer, dort auch. Er ist los gerannt, dann aber mit einem schnellen Richtungswechsel brach zwischen ihnen durch, schon wieder knallte etwas. Staub, Fluch, die Verfolgung geht von der Grundstellung aus weiter. Sie haben ihn eingekreist. Wieder versucht er sich eine Bahn zu schlagen, aber er kommt nicht vorbei, er würde sie gerne umgehen, aber es geht nicht mehr, er kann sich nicht befreien, man hat ihn gefangen. Viele haben beginnen wollen, aber es schien, daß man dem Rangältesten Platz macht, einem Leutnant.
Er wurde herabgedrückt, damit er sich nicht mehr regen konnte und die „ausgezeichnete“ Gesellschaft hat sich lächelnd genähert. Irgendeiner hat eine Zigarette angezündet und rieb sie ihm unter die Nase. Der Leutnant hat die Sache übernommen und bevor er ihm die Zigarette an seinen Bart gedrückt hätte, er kreiste vor seinen Augen, damit er sehen konnte, wie rot die Glut ist. Die Hitze der Zigarette sengte auch so und er spürte den Geruch verbrannter Haaren im Mund. Der Leutnant schob die Zigarette immer näher und wieherte dabei, als er von der Qual seinen Kopf drehte und seine Nase zu verschonen versucht hat. Langsam waren die Haare abgebrannt und wenig später öffnete sich die Haut über seinem Mund, zeigte sich das ungedeckte Fleisch, war blutarm, weiß.
Aus seinen Augen strahlte eine Angst, wie von einem Irren, er jaulte nicht, er gab keinen Ton von sich. Der brennende Schmerz entfernte sich langsam, er hat nicht mal die Hitze vor der Nase gespürt. In dem Moment schnitt es ihm in die Brust, er versuchte sich umzudrehen, um diesem Ganzen den Rücken zu zeigen, es gelang ihm aber nicht. Sein Körper war schon wie Wahnsinnig, mit seinen Füßen stoß er immer wieder gegen den Himmel, er spürte nichts mehr und wußte nicht mehr von dem Spaß und von der Anwesenheit der Soldaten. Wieviel Kniffe des Todes kennen sie und wie selbstlos messen sie die sinnlosen Schmerzen. Endlich haben sie ihn hochkommen lassen, keiner hat mehr einen Finger gerührt, nur guckten und beobachteten sie, wie das Leben zu ihm wiederkehrte. Er fing an sich zu bewegen und schob sich fort mit dem Gesicht den Boden scheuernd, als ob er zu flüchten probierte. Auf einmal spürte er, daß er angehoben wird, daß seine Glieder in der Luft hingen. Unter ihm erschien ein riesiger Ofen, dessen glühende Feuerplatte ins Auge stich. Jetzt sind die Füße dran, er zieht sie ganz ein, aber das Eisen nähert sich bloß, erreicht ihn, und seine Füße, wie von Geisterhand gelenkt, gehorchen ihm nicht mehr und schießen gegen den Ofen empor. Er versucht seine verbrannte Fußsohle unter sich zu ziehen, aber sein Körpergewicht zwingt ihn zurück. Er versucht abzuspringen, oder sich von dort los zu reißen, aber sichere Hände halten ihn fest und ihr Gier ist unergründlich. Er spürte seine Füße, daß es sie schon gar nicht mehr gibt, nichts als schwarze Stumpfe gleich, aber solange zu warten waren sie nicht geduldig. Sie haben ihm geholfen sich aufzustellen und ließen nicht zu, daß er umfällt. Seine gequälten Muskeln bewegten sich von selber und er sah einem Unfallbeteiligten ähnlich, der jetzt neu gehen lernen muß. Kleine Pause folgte, er wußte, daß sie ihn beobachteten. Er war nicht ganz bei sich, aber das Gespür hat ein deutliches Bild ausgemalt, ob wie lange man das noch aushalten kann? Sie haben ihm ein Stück Draht um die Füße gebunden und johlend sahen sie zu, als er sich unter den Maishaufen begraben hat. Als nur noch sein Hinterteil zu sehen war, griffen sie wieder zur Zigarette und drückten sie dahin.
Er kroch langsam weiter und verschwand in dem Maishaufen. Dann griffen sie zum Draht und zogen ihn grob wieder hinaus. Als er sich schon das fünfte Mal begraben hat, und in der Sache nichts mehr Abwechslungsreiches gab, setzten sie sich hin und sahen zu, wie er so dalag, um sich schlug, und manchmal sein Blick auf sie anhob. Und es kam, indem er die Qualen wieder spüren mußte. Sie haben ihn auf die Seite gelegt, sie zogen seine Haut auf dem Rücken zusammen und stachen eine Heugabel dadurch. Sie brachten ihn zum Ziegelstapel, sie bauten Kopf unten den Heugabel ein, und sahen mit Genuß, wie er an der Gabel herunter rutschte und Zähne brechend in das starre, kalte Eisen biß.
... warum sie Soldaten sind, ihnen sind die Politiker eingefallen und webten sie Träumereien über eine alles erlösende allgemeine Abrüstung. Immer wieder brachen ihre Innenwehen auf die Oberfläche, aber sie ließen sich fallen und mit Fernblick ließen sie zu, daß die vergehende Zeit sie durchwirkt.
Der Ziegelstapel war nicht allzu hoch, paßte mit seinem gewaltlosen Masse in die Landschaft, nur die oben hervorragende Heugabel zog den pirschenden Blick an sich. Schon niemand hat sich um die gequälte Maus gekümmert, sie war bloß ein grauer Punkt, der in regelmäßigen Abständen zuckte und die übergroße Ruhe der Soldaten gut hochgespielt hat.
Und dem entgegnend, was alles passiert ist, war dieser Tag ruhig, friedlich und zum Alles in einem, ein wenig auch vertraut, vielleicht.
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