← Zurück zur Übersicht

Atheistisch erzogen

Share
Wer würde denken,
dass die Zeit sich naehert,
da wir alle eingehen:
unser gesetztes Ziel spurlos verschwindet,
unsere Seele untreu in das Nichts rast
und die Weite zwischen uns ewig sein wird,
da unsere Körper sich nicht mehr begehen?

Der Tod ist wohl
das Ende des Seins,
was macht dann dein Leben für einen Sinn,
wenn der Welt nicht auffaellt, dass du weg bist,
auch dein Wirken wenig spaeter mit dir verloren geht,
als waerest du nie geboren, erwachsen und gestorben,
als haettest du gar nicht existiert?

Hinterlaest du Spuren,
so halten sie auch nicht ewig,
und selbst wenn, so ist das nur ein Name
unter der körperlosen, toten Berümtheiten,
ohne dein wares, lebendiges Gesicht,
du wirst weggehen und für immer weg sein,
denn du lebtest nur einmal und bist letzlich nichts.

Du bist als Ergebnis
verketteter Zufaellen entstanden,
wie unsere Welt und das ganze Universum,
deine Erscheinungsform im Körper eines Menschen
ist bloss ein Stadium der Artenentwicklung und der Bioevolution,
eine Funke vorübergehend lebendig gewordener Energie und Materie.
Ein Winzling flammt auf und erlisch ohne jeglicher Bedeutung, für immer.

So mein Kind also,
sei staendig auf der Hut
und schau dich so oft um, wie es nur geht,
denn das was du hörst, spürst, denkst und siehst
ist einmalig und kann sich nicht wiederholt ergeben.
Das Leben ist zwar nicht deinetwegen zur Welt gekommen,
aber du darfst dran kurz schnuppern, an diesem vergaenglichen Wunder.

Papa, wenn ich daran glauben würde, was du mich so eben lehrst,
haette ich mich nie entschieden, geboren zu werden, in deiner Welt.

Autorentreff-Newsletter

Lass dich per E-Mail über neue Beiträge informieren.

Loading

Autor:in

Peter Simon

Peter Simon

Ehemaliges hhesse.de Mitglied

Du schreibst selbst Gedichte?
Veröffentliche dein Gedicht im Autorentreff von hhesse.de.

Kommentare

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments