Zuhören

"Was bedeutet für dich eine gelungene Konversation?", sagte er, und blickte sein Gegenüber tief in die Augen.
"Ein Gespräch bei dem ich mich öffnen kann, bei dem ich meinen Gedanken freien Lauf lassen kann, bei dem ich weiß, dass mir mein Gesprächspartner in die Augen sieht und dabei still schweigend meinen Ausführungen lauscht.", erwiderte sein Bekannter.
"Das ist ja ganz schön und gut, doch bei wie vielen hast du dieses Erlebnis bereits gehabt? Ist es ein Handvoll, mehr oder weniger? Du brauchst nicht darauf zu antworten, denn ich nehme deine Antwort vorweg. Wenn es einer ist, dann kannst du dich glücklich schätzen. Ich weiß nicht, warum die Menschen nicht mehr zuhören können. Ist es der Stress? Die neuen Technologien? Das Fernsehen? Was auch immer. Es ist nur so, dass Konservation meist so definiert wird, dass man selbst spricht, dabei aber oft darauf vergisst, dass auch das Zuhören dazu gehört. Welchen Sinn macht es, wenn man endlos spricht, sein Gegenüber allerdings nicht zuhört. Kann man von einem gelungenen Gespräch reden, wenn man eigentlich gegen etwas Lebloses spricht?"
Sein Gegenüber schwieg, gab ihm die Chance weiter zu sprechen. Sie sahen sich an, Sekunden der Stille folgten, dann sprach er weiter.
"Du bist ein guter Gesprächspartner."

Sie sprachen weiter, und zum Schluss stellte man fest, dass man glücklich war, weil man genau wusste, dass der Gegenüber aufmerksam war. In diesem Gespräch wird man kein egoistisches Verhalten finden, selbst der, der wenig zu Wort kam, ging zufrieden nach Hause, oder sonst wohin. Beide konnten glücklich sein, mit Freude feststellen, dass man einander näher kam, einander verstand...

by Andreas E. Pfeiffer

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