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Nebelflug

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In schaurig, kühler Herbstens Nacht
bin ich durch wilden Schrei erwacht.
War eben noch im Traum versunken,
mein Blick ist noch des Schlafes trunken.

Ich weiß nicht, was hier geschieht,
war bloß der Alp des Schreies Schmied?
Langsam wird der Kopf mir wieser,
doch der Ruf, der wird nicht leiser!

Die Augen wandern hin und her,
das Zimmer ist sonst menschenleer.
Der böse Ruf klingt aus der Nähe,
doch wo ist das, was ich nicht sehe?

Zum Fenster schaue ich hinaus,
da packt es mich mit nacktem Graus.
Der Nebel hat sich aufgebaut,
das Rufen schallt jetzt furchtbar laut!

Kommt das von einem fremden Tier?
Es scheinen vielmehr tausend hier!
Ich kann sie nur nicht erkennnen,
geschweige denn beim Namen nennen.

Auf Hilfe möchte ich nicht warten,
schleich mich im Nachthemd in den Garten.
Steh auf feuchter Holzterrasse,
von wo ich Blicke schweifen lasse.

Ich seh hinab, der Boden lebt!
Es ist die Erde, die da bebt!
Aufgewühlt wie rauhes Meer,
die Wogen wiegen hoch und schwer.

Erkannt - es ist ein Gänsheer,
auf seinem Weg zum Mittelmehr.
Der Nebel war für sie zu dicht,
sie fanden ihre Sterne nicht.

Sie mussten bei uns zwischenlanden,
um später nicht im Nichts zu stranden.
Am nächsten Morgen - gleicher Ort,
- da waren all die Gänse fort.



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Emily 07

Emily 07

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