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Morgens und abends zu lesen…

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Ich beginne den Tag:

einen Tag,
im ewigen Fluß des Lebens,

wie Neuschnee
sanft am Boden,
wie ein weißer Schleier,
geschmeidig,
anmutig,
der sich erst langsam,
aber mit der Gewißheit
des Untergangs und der Wiedergeburt,
im milchig matten Glanz der Wintersonne,
die sich- für eine Nacht lang
unserem Horizont nicht ersichtlich-
auferstehend
über die Wiesenlandschaft ausbreitet,
auflöst;

wenn der rote Ball
fast seinen Zenit erreicht
und die Schatten
sich wieder langsam
aus dem Zimmer verziehen,
aber einen süßen Duft hinterlassen,
der in uns eine geheime Sehnsucht erweckt,
dass der matte Himmelskörper
wieder sinken möge,
dass die dunklen Unbekannten
wieder durch dass Fenster eindringen
und ein verführerisches Tänzchen
mit dem Licht beginnen können,

dann löst sich
das von der Natur
verzauberte Wasser wieder auf,
legt eine Landschaft frei,
man kann sich erinnern,
man hat das schon einmal gesehen,
letzten Sommer,
letzten Frühling,
doch der Frühling
will sich
noch nicht feiern lassen
und der geschmeidige Schleier,
der noch im Morgengrauen
einem die Augen blendete-
(man dem Neuschnee
gefrorene Blumen nachwarf)-
dieser Schleier
ist jetzt dahin

um morgen
auf ein neues
zu verzaubern


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Bengel

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