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klingelchen

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von einem verfetzten, rasselnden tonband, ins der eisenzahn der zeit löcher mit blutendem rand gebissen hatte, erschallt der konfuse rhytmus ferner lastzugmusik und die rostigen lautsprecher schonen niemanden: schlürfend speien sie aus und in sich die verzerrten kommandowörter, deren tontorpedo in den betäubten ohren verschwarzte erde streuend schrill explodiert, in irgendeiner fernöstlichen sprache; das geräusch der knarrenden zahnräder und pfeifenden dampfturbinen in des todesmaschinengiganten angespannten muskeln sind nur metallspäne in dieser schwarz-schmerzlich pulsierenden masse. manchmal stille und dunkelheit. wie lauter leuchtkäfer in der warmen sommernacht tanzen in diesem dunklen, kalten raum die an drähte aufgehängten, nackten glühbirnen. an die wand wird ein zweischichtiger schwarweißfilm projiziert: an der einen schicht, der unteren, ist ein hardporno zu sehen, wie das mit adern reich durchgewebte, schwellende glied in die scheide knollig eindringt und dann des mannes dicker samen, der brennend selig ausströmt; an der andern, der oberen, funeralien, in deren rahmen der körper der erde zurückgegeben wird. an des knochenbaus angespitzten haken hängt das fleisch des in den schnell verwesenden, glanzlos schwarzen sarg gesperrten menschen herab; hinter den im still bleichen gesicht tief liegenden, weit aufgerissenen traurigen augen tanzt die erschrockene seele hin und her, ihr will das Herz brechen, dass man ihr den sonnenschein wegnehmen will. herzergreifend schreit sie in die verödete welt herein, als sie zugedeckt wird.

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Balázs

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