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**Herr Samsa**

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Als Herr Samsa eines abends auf seinem Schaukelstuhl saß, gemächlich hin und her wippte, sich seinen langen, gen Boden hängenden Bart zupfte, das Panorama,


das sich traurig vor seinen Augen ergoss überblickte, spulte sich plötzlich sein Leben vor seinem geistigen Auge ab.


Herr Samsa überblickte sein ganzes Leben, seinen ganzen Schmerz, in ihm begann sich Unruhe zu regen, nervös wippte er hin und her, der Adler, welcher am Horizont vor einer Bergkulisse umherschweifte, erschien ihm nun noch gräßlicher als jemals zuvor. Alles um ihn herum, auch Dinge die er einst ansatzweise gemocht hatte, empfand er nun nur noch als gräßlich. Er fragte sich, seinen Blick auf die schlimmsten Ereignisse in seinem Leben gerichtet, deren es wahrlich nicht wenig waren, ob es in der Natur Geschöpfe gab, die schon von vorneherein dazu bestimmt waren die ewigen Verlierer zu sein. Geschöpfe die etwas an sich hatten,


so dass niemand sie annehmen oder lieben konnte, Geschöpfe welche schon durch ihre pure Existenz die anderen veranlassen musste sie zu hassen, zu verachten und zu quälen. Ein Geschöpf wie er es war. Oder hatte er nur alles in seinem Leben falsch gemacht? Aber so dachte er geschwind, war er nicht gerade deshalb so ein Geschöpf, da er nie die Chancen ergriffen hatte die sich ihm boten, dass er nie das richtige tat im richtigen Moment. Denn er war ja ein Teil der Natur und wenn er immer das Falsche tat, waren wohl manche Geschöpfe dazu erkoren das gesamte Schmerzspektrum ihr ganzes Leben auskosten zu dürfen. Sogleich wusste er dann nichts im Leben war Zufall, denn alles geschah innerhalb einer Basis von Millionen von verschiedenen Gesetzen, derer er Herr wäre, die ganze Zukunft des Universum vorraussagen könnte. Auch hätte er gewusst, dass die ganze Hoffnung in seinem Leben, auf die er immer und immer wieder vertraut hatte,


nur der schlimme Irrtum war, dass es besser werden würde. Gleichzeitig wusste er aber auch, da niemand auch nur annähernd einen Überblick auf die Millionen von Gesetzen hatte, die all unser Leben bestimmten, auch die Gedanken die wir gerade hatten und die Bilder die vor unserem geistigen Auge kreisten, hatte. Somit konnte niemand das Schmerztal, welches er täglich durchwanderte, den Himmel des Hasses zu dem er jeden Tag aufblickte und die Kammer der Angst in die er täglich eingesperrt war auch nur annähernd verstehen oder erahnen. Somit war für Herr Samsa jegliche Hoffnung gestorben, er fuhr mit dem Ruderboot auf den nahe bei seinem Haus liegenden See hinaus und verschwand hinter den am Abend aufsteigenden Nebelbanken in den Fluten. Herr Samsa ward nie wieder gesehen.

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monschdrum

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