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**Gott und Teufel beim Dinieren**

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Gott und Teufel saßen wieder einmal an ihrem Tisch, welcher peinlichst in Gut und


Böse getrennt war, so war auf der einen Seite eine ungalubliche Dunkelheit und Kälte, überall züngelten kalte Flammen empor und den Teufel umgaben tausende von Schmerzes und Klagerufen. Die andere Seite war geprägt von Helligkeit und Wärme, überall schwirrten tausenden Feen herum, Engel sangen Melodien, welche solch eine Schönheit innehatten, dass selbst noch die Toten vor Glück aufjauchzten. Hier saßen sich nun Gott und Teufel gegnüber, sinnierten, dinierten und brillierten.Beide berichteten einander von ihrem bevorstehenden Sieg über den jeweilig anderen , über ihre kommende Herrschaft, über den Tod des Gegenübers.


Und wie immer kamen sie letztendlich auf jenes Thema, in dem sich beide eine Blöße gaben, eine Blöße der Unwissenheit, die bei beiden noch mystische Erfahrungen möglich machte, nämlich die Frage nach ihrer eigenen Existenz. Sie warfen sich die üblichen Argumente an den Kopf und wussten doch, sie konnten dieses Geheimnis nur lüften, indem sie die mit mystischen Gedanken bedachte Schatzkiste öffneten, welche in der Mitte des Tisches stand und in die jeder der beiden Heroen von seiner Seite aus seinen Schlüssel der Wahrheit stecken musste, so dass sich ihnen die Antwort offenbaren möge, nachdem sich beide lange, lange Zeit in die Augen gestarrt hatten und letztendlich ergriffen waren von der Möglichkeit die Wahrheit zu erfahren, ließen sich beide ihren Schlüssel bringen


und öffneten gemeinsam die Schatzkiste. Der Deckel hob sich und vor Gott und Teufel erstreckte sich ein Pergament, auf dem stand:




" Du Gott, bist die Erschaffung eines Menschen,die Fülle von Gesetzen, welche den Menschen lenken soll, in Bezug auf Gesinnung und Evolution, die Gesamtheit von Gesetzen, welche als gut ersonnen wurden von jenem Menschen.


Du Teufel, bist die Erschaffung desselbigen Menschens, die Fülle von Möglichkeiten im Leben, die sich für ihn als schlecht offenbarten, in Bezug auf Zukunft und Vergangenheit, die Ansammlung von Gesetzen , die aufgrund der Axiomatik jenes Menschen als schlecht bewiesen wurde."




Als Teufel und Gott diese Lektüre studierten, wurden sie von Zeile zu Zeile entsetzter, da sie einen unglaublichen Schmerz verspürten, als sie sich als Projektion der Menschen erkannten, dass einer ohne den anderen gar nicht in der Lage war zu existieren, dass es ohne Hell auch kein Dunkel gab, dass es ohne Schmerz auch kein Glück und dass es ohne Böse auch kein Gut gab. Somit erkannten beide, dass keiner den Sieg über den anderen davon tragen konnte.


Gott und Teufel starben schon im nächsten Moment.

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monschdrum

monschdrum

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