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Das Attentat (Tragikomödie)

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Erzähler: Im Gedenken an den Menschen, der am Montag, den 18.10.1999 bei Bonn von dem Zug „Franz Liszt“, unterwegs von Köln nach Budapest, um 6.13 Uhr überrollt worden ist.
(man hört im Hintergrund das plötzliche quietschen der Bremsbacken eines rasenden Zuges... dann Stille)

Erzähler: Die Geschichte fängt in einem kleinen Ort in der Nähe von Bonn an, indem verschlafenen Nest Weibern, in der Hügellandschaft der Eifel. Peter ruft aus Weibern seinen Schachfreund Lars in Remagen an:


- Peter: Hallo, hier ist Petrus, grüß dich Judeas!
- Lars: Peter, ja, hallo. Wie geht es?
- Peter: Ich möchte dir ein Angebot unterbreiten in Sachen Agentenausbildung. Es handelt sich um einen Kurs von zwei Tagen.
- Lars: „Wat is“?
- Peter: Ja. Du schuldest mir seit über einem Jahr hundert.
- Lars: Seit über einem Jahrhundert?
- Peter: Der Kurs kostet hundert. Wenn du mitmachst, brauchst du mir nur dreißig zu geben, und die hundert gebe ich dir dazu.
- Lars: Wie meinst du das?
- Peter: In diesen zwei Tagen werden wir pro Kopf ca. hundert ausgeben. Wenn du deinen Anteil ausgegeben hast, ist deine Schuld getilgt. Im Klartext: du bringst hundertdreißig mit, in diesen zwei Tagen wirst du davon hundert ausgeben, die deine eigene Kosten decken. So gesehen schenke ich dir, was du mir schuldest. Bis auf den Rest dreißig. Den Dreißig gibst du für mich aus. So kostet dir der Spaß nur dreißig, den Rest bekommst du praktisch von mir. Einverstanden?
- Lars: Dreißig "Silberlinge"? Na ja, warum nicht, wenn du statt hundert nur dreißig haben willst, aber was für ein Spaß?
- Peter: Ja. Ich unterrichte Dich in Sachen Ostagent. Das wäre die erste Lektion. In drei Abschnitten. Überlebenstraining, Tarnung und Beschattung. Ein Attentat setzt einiges Voraus. Es geht Freitag nachmittag los und endet am Sonntag.
- Lars: Das sind drei Tage.
- Peter: Nein. Achtundvierzig Stunden sind zwei Tage. Von Freitag Nachmittag bis Sonntag Nachmittag.
- Lars: Ich wußte nicht, das du aus drei Tagen achtundvierzig stunden meinst.
- Peter: Ich wußte nicht, was du mit drei Tagen meinst.
- Lars: Ja, aber drei Tage sind trotzdem weg.
- Peter: Wie, weg. Du kannst lernen, wie man richtig beschattet und wie man vorsorgt, damit man nicht ungewollt entdeckt wird. Hörmal, hierfür hundert ist doch nichts.
- Lars: Hundertdreißig. Was hast du vor?
- Peter: Ja. Wir werden zwei Tage lang großen Spaß haben, in dem wir uns einbilden Agenten zu sein. Wir ziehen aufs Feld und machen die Gegend unsicher. Im Wald und Wiesen und in der Stadt. Ich habe einen ungefähren Plan, der Rest soll Überraschung sein. Ich werde dir zeigen, wie man eine Industriesabotage richtig vorbereitet. Das erfordert eine Menge an Vorbereitungen, wie z.B. das Schnüfflern, das Beschatten,
sich eine andere Identität aufnehmen, den Fluchtweg erkunden und sichern, Hinlenken, Ablenken, die Spuren manipulieren, sich tarnen... usw. Man soll lernen Herr der Lage zu sein. Man darf nicht durch das Unvorhersehbare überrascht versagen, wie ein fortgeschrittener Leier.
- Lars: Das hört sich interessant an. Wie soll das ablaufen?
- Peter: Ganz zwanglos. Du kommst Freitag nachmittag so gegen vier bei mir vorbei, wir machen in Weibern einen Spaziergang während ich dir die Einzelheiten erkläre. Ich koche uns etwas, wir essen, schauen uns ein Paar Dias an, wir reden über Gott und die Welt, über das Gute und über das Böse und dann sehen wir weiter.
- Lars: Ja. Wann?
- Peter: Ja. Nächstes Wochenende, jetzt am Wochenende, wie es dir paßt.
- Lars: Dieses Wochenende ist schlecht. Aber am nächsten Wochenende. Am fünfzehnten. Könnte gehen.
- Peter: Schreibt ihr etwa eine Arbeit?
- Lars: Ja. Ich muß ein Buch für Deutsch lesen, vierhundert seiten und für Englisch und Mathe was tun...
- Peter: Na dann, du kommst am Freitag den fünfzehnten zu mir. Dann sehen wir weiter.
- Lars: Was soll ich mitnehmen?
- Peter: Hast du einen Fotoapparat oder ein Fernglas?
- Lars: Nicht direkt...
- Peter: Aber du könntest sie besorgen.
- Lars: Ja. Einen Fotoapparat bestimmt. Aber ein Fernglas?
- Peter: Nimm bitte zwei Satz Kleidungen mit. Einmal schick für die Straße, für die Stadt und einmal praktisch und sportlich für die Wiese und für den Wald.
- Lars: Schuhe?
- Peter: Einmal normal und einmal dicke Wanderschuhe. Einen kleinen Koffer für dein Zeug, es kann auch ein Rucksack sein.
- Lars: Ist gut. Aber, wie wird das ablaufen, sag etwas!
- Peter: Dann brauchen wir einen Zigarettenzünder und einen Holzkeil.
- Lars: Was für einen Holzkeil?
- Peter: Normal. Zwölf lang und sieben hoch. Flach.
- Lars: Wozu?
- Peter: Abwarten.
- Lars: Wo soll ich das denn besorgen?
- Peter: Schreinerei?
- Lars: Ist gut. Nur einen?
- Peter: Okay. Nimm gleich zwei.
- Lars: Wie läuft das ab?
- Peter: Na ganz normal, wie man das so eben macht. Als erstes fahren wir vielleicht in eine Stadt und suchen uns eine schöne Frau aus, die wir dann auf Bahn und Bus bis zu ihrem Ziel verfolgen, schießen von ihr Fotos und wir versuchen herauszufinden, was ihr Ziel ist, was sie vor hat. Wir machen sie zu unserem Opfer. Wenn es dir aber lieber ist, so kann unser Klient auch ein Herr, ein Hund oder ein Vogel sein... Es geht um das richtige Observieren. Das heißt: möglichst viel beobachten ohne viel Aufwand. Daß man dabei nicht erwischt werden darf, ist wohl klar. Man fällt nicht auf. Man ist grau, wie der Nebel und klein, wie eine Maus.
- Lars: Wozu der Anzünder und der Keil?
- Peter: Gehört zur Grundausrüstung.
- Lars: Handschuhe, Messer, Pistole, Zyankali?
- Peter: Nein, nein. Auch kein Kampffisch. Wir sind modern. Das einundzwanzigste Jahrhundert bricht an.
- Lars: Gut, gut. Eine kleine Abwechslung.
- Peter: Genau dafür ist es gedacht. Eine Abwechslung. Bekommt dir sicherlich gut. Es wird ein Riesen Spaß.
- Lars: Und was kostet hundertdreißig Mark?
- Peter: Das Unvorhergesehene. Vielleicht brauchen wir sie gar nicht auszugeben. Vielleicht bleibt viel übrig, vielleicht nur wenig, wer weiß das?
- Lars: Hoffentlich bleibt viel übrig.
- Peter: Na hoffentlich. Hund bellt, Geld spricht...
- Lars: Mensch Plant, Gott richtet...
- Peter: „Jenau“, wir sind uns einig. Vielleicht sehen wir uns noch im Schachklub.
- Lars: Am Dienstag komme ich vielleicht.
- Peter: Ich komme vielleicht am Freitag.
- Lars: Dann sehen wir uns nicht.
- Peter: Wir könnten beide am Dienstag oder am Freitag kommen. Was hältst du davon?
- Lars: Um uns zu treffen?
- Peter: Jawohl. Um zu spielen Schach Genosse. Mü igrajem w pjatnitzu schahmati.
- Lars: Was ist das?
- Peter: Na hör mal, du hast doch eine russische Freundin... Das heißt: wir spielen am Freitag Schach.
- Lars: Ist gut. Ich versuche am Freitag zu kommen.
- Peter: Am welchen Freitag?
- Lars: Na jetzt am Freitag. Zum Schach.
- Peter: Ja. Schachagent. Wir werden sehen, wie man den freien Tag aus dem Freitag macht.
- Lars: Na gut.
- Peter: So, so.
- Lars: Noch was?
- Peter: Das war alles.
- Lars: Okay. Wir sehen uns.
- Peter: Tschüs Lars.
- Lars: Ciao.


(es klingelt)
Erzähler: Zwei Wochen später, am Freitag, öffnet Peter Lars die Wohnungstür:


- Peter: Schön das du gekommen bist.
- Lars: Wie siehst du denn aus?
- Peter: Ich bin beim Abschminken.
- Lars: Wo hast du diese Perücke und Augenbrauen her?
- Peter: Sagen wir mal so, ich habe diese Sachen ausgeliehen. Hast du den Keil, den Schraubenzieher, die Taschenlampe, die Lupe und das Taschenmesser mitgebracht?
- Lars: Was für ein Schraubenzieher, Taschenlampe, Lupe, und Taschenmesser? Ich habe einen Fotoapparat, einen Zigarettenzünder und zwei Holzkeile mitgebracht.
- Peter: Ja, zeig mal! Nicht schlecht. Ich meine den Keil. Wo ist der andere? Hat das Ding auch einen Teleobjektiv?
- Lars: Der Holzkeil? ...Ist eingebaut. So weit ich weiß.
- Peter: Nichts Fernglas?
- Lars: War nicht aufzutreiben.
- Peter: Siehst du, alle haben Fernseher statt Fernglas.
- Lars: Hat auch eine wesentlich höhere Auflösung. Nicht war?
- Peter: Na ja, stimmt doch. Schalten sie und staunen sie! Wie löst man sich am besten auf? Wählen sie Kanal sechshundert sechsundsechzig und schalten sie ab! Der Rest erledigt sich von selbst.
- Lars: Sie werden sehen sie sehen nichts!
- Peter: Probieren geht über studieren! Hereinspaziert, hereinspaziert, der Show beginnt in wenigen Minuten... So Lars. Trete ein.
- Lars: Komisch siehst du ohne Bart aus. Wirkst jünger.


Lars schielt ins Wohnzimmer und legt dabei seinen Rucksack im Vorzimmer ab.


- Lars: Wie sieht es denn hier aus? Alles pico bello aufgeräumt.
- Peter: Tja, wozu hat man Freunde?
- Lars: Deine Freunde haben hier aufgeräumt?
- Peter: Nein. Ich habe zum Ehren unserer Freundschaft aufgeräumt.


Peter hat wehrend des Gesprächs die Perücke und die künstliche Augenbrauen in eine Schublade im Vorzimmer versenkt. Mittlerweile begeben sich aus dem Vorzimmer in die Küche.


- Lars: Gekocht hast du auch.
- Peter: Braten gebraten, Salat dressiert und Suppe gekocht.
- Lars: Dressingt.
- Peter: Das gibt es nicht. Man kann nicht dressingen. Dressing gibt es und Dressur.
- Lars: Man dressiert Pferde, aber keinen Salat!
- Peter: Warum denn das? Salate sind mindestens so clever wie Pferde.
- Lars: Woher willst du das wissen?
- Peter: Der Fernseher hat darüber berichtet, das muß war sein.
- Lars: Na gut dann laß mal zeigen, wie dein Salat rechnet. Paß mal auf, wieviel Finger sind das, du Salat?
- Peter: Pferde können übrigens gar nicht rechnen. Sie reagieren auf versteckte Zeichen mit Kopf- und Fußbewegungen.
- Lars: Ja, warum stumpft es oder nickt es genau sechs mal, wenn sechs angesagt wird?
- Peter: Ich sagte nicht, das ein Pferd nicht zählen kann, ich sagte, Pferde können nicht rechnen.
- Lars: Nein. Du sagtest, Pferde können gar nicht rechnen.
- Peter: Na das ist wohl jetzt Haarspalterei. Nicht war?
- Lars: Ich will ja gar nicht das dein Salat rechnet, mir reicht es, wenn er meine Finger zählen kann.
- Peter: Salate können selbstverständlich zählen, und Rechnen.
- Lars: Ich höre nichts.
- Peter: Natürlich. Er rechnet im Kopf. Darum heißt er auch Kopfsalat.
- Lars: Na dann einen guten Tag! Are you here on business? Wath are your plans for the weekend, madam?
- Peter: Er ist männlich. Mensch verstehe doch, wenn er rechnen kann, muß nicht heißen, daß er auch sprechen kann. Er versteht übrigens gar kein englisch, er ist ein deutscher Salat.
- Lars: Ich bin auch Deutscher, kann trotzdem englisch. Auch im Kopf.
- Peter: Er ist ein ungeschulter, deutscher, im Kopf rechnender Salat. Ganz still.
- Lars: Na gut. Mal sehen, wie er schmeckt. Hoffentlich anders, als Pferdefleisch.
- Peter: Mal schmecken. Mit sehen, schmeckt man nicht.
- Lars: Na jetzt ist aber gut!
- Peter: So. Das war die Küche. Ich habe im Wohnzimmer gedeckt.


Erzähler: Sie latschen, wie betäubt vom Gespräch schleppend durch das Vorzimmer ins Wohnzimmer rüber.


- Lars: Wollten wir nicht erst ins Dorf, damit du mir die Einzelheiten erklären kannst, dann kochst du für uns etwas, wir schauen uns ein Paar Dias an, wir reden über Gott und die Welt, über Gut und Böse und dann sehen wir weiter?
- Peter: Der Satz fing mit „Du kommst am Freitag Nachmittag so gegen vier bei mir vorbei,...“ an.
- Lars: Genau. Gegen hast du gesagt.
- Peter: Richtig. Deutschland ist im Grunde in der Gegend von China. Auch Europa ist ein Teil Asien.
- Lars: Ich habe mich verspätet.
- Peter: Es ist zehn vor sechs. Etwa in der Gegend von vier. Übrigens: eine Aufzählung von Ereignissen legt die zeitliche Reihenfolge nicht unbedingt fest. Ich sagte nicht, ich koche, wenn wir aus unserem Spazierengehen zurück sind. Dann müßte ich nämlich kochen, wehrend du guckst, dann wäre das Essen keine Überraschung mehr für dich.
- Lars: Wird es eine Überraschung?
- Peter: Das wird sich herausstellen, was dich überrascht und was nicht.
- Lars: Was hast du in der Pfanne?
- Peter: Ein gefülltes Huhn.
- Lars: Ein Brathuhn?
- Peter: Brathuhn, Bratzwiebeln, Bratmeiß, Bratgurken, Bratkocheier und Bratkartoffeln, eben Bratgarnierung.
- Lars: Gekochte Brateier.
- Peter: Nein. Gebratene Kocheier. Ist es noch eine Überraschung?
- Lars: Du sagtest die Aufzählung von Ereignissen legt die Zeitfolge nicht unbedingt fest.
- Peter: Ich sagte Reihenfolge. Das sind aber keine Ereignisse. Das sind Kochnisse.
- Lars: Was ist das schon wieder? Kochnisse. Es gibt keine Kochnisse. Höchsten Kochnische.
- Peter: Kenntnisse, Wildnisse, Fitneße...
- Lars: Bitte, keine Fitneße! Nur Fitneß. Möglichst auch keine Wildnisse. Kenntnis, Wildnis, Fitneß.
- Peter: Bettneß...
- Lars: Man, gehst du auch mit dem ungarischen so um?
- Peter: Wie ein Zuhälter mit der Birne?
- Lars: Birne? Sicher nicht Dirne? Ist das was? Etwas ungezogenes?
- Peter: Es ist alles Banane! So. Das Essen ist lauwarm gestellt, wir können.
- Lars: Was ist im Suppentopf?
- Peter: Suppe.
- Lars: Das ist eine Antwort, wie „Ich lese ein Buch.“
- Peter: Wie ich lese ein Buch?
- Lars: Frage: „Was ließt du?“ Antwort: „Ein Buch.“
- Peter: Auch so. Kapiere. Ungarische Leberkllößchensuppe mit Hollandkartoffeln, die in Italien gewaschen worden sind.
- Lars: Wie in Italien, nicht in Weibern?
- Peter: Bevor der Hollanderdäppel an den Endverbraucher gebracht wird, wird gewaschen. In Italien. LKW hinunter, LKW herauf. Der Kartoffel rollt. Viva EU.
- Lars: Wird denn der italienische Nudel in Deutschland geschnitten?
- Peter: Das wäre zu teuer. Pole schneiden bestimmt günstiger.
- Lars: Für Äppel und Ei.
- Peter: Ich denke, schon.


- Lars: Mann, der Zigarettenschachtel steht immer noch hier!
- Peter: Ja. Von deinem letzten Besuch. Du weißt, deine letzte Zigarette ist da drin.
- Lars: Woher willst du wissen, daß sie meine letzte sein wird?
- Peter: Sie wird nicht die letzte werden, sie ist bereits die letzte.
- Lars: Du meinst, wenn ich diese Zigarette geraucht habe, rauche ich keine mehr?
- Peter: Ja. Das meine ich.
- Lars: Das soll vielleicht aber auch noch heißen, wenn ich mit über neunzig aus dem Leben scheide, gibst du sie mir noch schnell, für meinen letzten Atemzug?
- Peter: Jawohl. Das soll das auch heißen.
- Lars: Laß mal kurz rechnen, dann bist du etwas über hundertzehn.
- Peter: Ja. Das haut hin.
- Lars: Nicht, das du vor mir abkratzt!
- Peter: Dann kannst du dir deine Zigarette holen und sonstwohin stecken. Meine Luft verpestest du nicht mehr.
- Lars: Der Armband.
- Peter: Ich dachte, du siehst ihn gar nicht mehr.
- Lars: Ja, ich sehe immer weniger die Dinge, die mich mit Nestrin verbunden haben.
- Peter: Das hier ist aber auch ein Glücksbringer, die sollte man vielleicht aufbewahren.
- Lars: Ein blauer Stein, ein Skarabeus. Er war mein Talisman. Sie hat ihn mir in Texas geschenkt.
- Peter: Die Ägypter wußten worauf es ankommt.
- Lars: Worauf kommt es an?
- Peter: Na, auf die Verpackung.
- Lars: Balsamieren?
- Peter: Auf die Kacke.
- Lars: Was?
- Peter: Der Mistkäfer rollt Kot zu Kugel, und baut damit einen Nest für seine Eier. Der Kot hat noch genug Nährstoffe für die Larven. Wie Phönix aus der Asche, entsteht dann aus dem Abfall, den ein Lebewesen abgesondert hat, neues Leben. Ein Wunder. Eine kleine Anspielung. Ein schönes Geschenk. (spöttisch)
- Lars: Meinst du etwa, sie hat aus mir etwas rollen wollen?
- Peter: Sie hat das zumindest versucht.
- Lars: Einen Nest für ihre Eier!
- Peter: Auch für deine. Du sollst dich gar nicht verletzt fühlen, eher geehrt. Dieser Käfer ist nämlich wählerisch und rollt nicht alles, was stinkt, sagt man. Um die Jahrhundertwende gab es daher ein dummes Problem in Australien. Australien drohte in Kot zu versinken, da man Schafe ohne Käfer importiert hat. Sie hatten allerlei Mistkäfer, nur nicht die, die ausgerechnet auf den Kot der Schafe scharf waren.
- Lars: Du weißt, sie ist halb Ägypterin.
- Peter: ...und halb Türkin und spricht sechs Sprachen.
- Lars: Ja. Sie ist Luft. Ich habe es geschafft, ich beachte sie gar nicht mehr. Sie ist mir so was von egal.
- Peter: Die Trauben sind sauer.
- Lars: Wie bitte?
- Peter: Kennst du das nicht?
- Lars: Was denn?
- Peter: Na die saure Trauben. Ein Märchen von Lafontaine.
- Lars: Von dem Politiker Lafontaine?
- Peter: Nein, von dem Märchenerzähler.
- Lars: Ist das ein Anderer?
- Peter: Mann hast du Humor drauf! Also: Der Fuchs sitzt entnervt unter einem Rebstock und ein Tier sagt zu ihm: Du würdest sicherlich gerne die prächtigen Trauben pflücken? Du erreichst sie aber nicht, denn sie sind zu hoch für dich.
Ach was soll die Anstrengung – sagt der Fuchs, die Trauben sind sauer.
- Lars: Woher soll der Fuchs denn wissen, ob sie sauer sind, wenn er sie nicht erreichen kann?
- Peter: Bitte. Dort ist das Telefon.
- Lars: Nein. Helena ist meine Traumfrau. Mit Nestrin ist es aus.
- Peter: In Ordnung. Wenden wir uns wichtigeren Dingen zu. Wir wollen Gute Agenten werden. Packen wir es an, wir haben viel zu tun. Hole deine schicke Sachen aus deinem Rucksack und zieh sie an!


- Peter: Ich werde dir als nächstes Weibern zeigen. Der weiberne Schachklub ist im Altersheim, hinter der
Kirche. Ich werde dir zeigen, wie man da hin kommt. Beachte bitte die weißen Häuser, sie haben was.
- Lars: Wie die weißen Häuser?
- Peter: Na ich weiß es nicht, die Häuser hier, die etwas besonders sind, sind alle weiß.
- Lars: Ist gut. Ich werde sie beachten.
- Peter: Also. Hier geht es los. Das ist meine Straße, die Tuffsteinstraße. Hier verlief früher die Bahnlinie. Früher hatte Weibern Zugverbindung zum Rhein: die Brohltaleisenbahn. Sie reichte bis Kempenich. Heute endet sie in Engeln, dort wo wir kürzlich waren. Das Häuschen hier war der Bahnhof, heute ist es ein Steinmetzmuseum.
- Lars: Das Häuschen ist gelb.
- Peter: Genau. Ich verstehe nicht warum, eigentlich ist es ein tolles Haus. Der weiberne Tuff ist sehr berühmt. Heute wird kaum noch Stein abgebaut. Die Eifel war sehr arm, weißt du, man kam schwer durch. Außer Gestein und Wasser gab es hier kaum etwas. Man hat hier also Stein abgebaut und anderswo das Wasser verkauft. Damit ich dich die Kunst der Tarnung lehren kann, müssen wir erst mit der Täuschung fertig werden.


- Lars: Wie kommt das Thema Täuschen zu dem Thema Stein- und Sprudelverkauf?
- Peter: Es gibt eine Verbindung.
- Lars: Danach frage ich gerade.
- Peter: Was könnte das sein?
- Lars: Ich weiß es nicht, aber du wirst es mir sicherlich sagen.
- Peter: Willst du das nicht selbst herausfinden?
- Lars: Warum sollte ich?
- Peter: Wozu die Anstrengung?
- Lars: Ja, wozu die Anstrengung.
- Peter: Das ist die Verbindung.
- Lars: Was?
- Peter: Na die Anstrengung.
- Lars: Ich verstehe nur Bahnhof!
- Peter: Nächste Baustelle?
- Lars: Nein. Ich will zunächst einmal das verstehen!
- Peter: Sehr gut. Die Antwort gewinnt. Unser Kandidat hat den Punkt und darf somit einen Vorrücken. Bitte die Plätze tauschen! Er und das kesse Mädel im Bauerntracht. So. Wie heißen die Straßen, die wir bisher passiert haben?
- Lars: Tuffstein Straße, und den Rest weiß ich nicht.
- Peter: Genau. Wir wollen das mal festhalten: der Rest heißt im Moment „... weiß ich nicht“. Das ist das, was ausgebaut werden muß, Stein auf Stein, damit das Gebäude Tarnung größer und größer werden kann. Wir haben nicht alles beobachtet, zu Einem, weil wir nicht ausgemacht haben, daß wir alles beobachten müssen,
zu Anderem, selbst wenn wir wollten, hätten wir nicht alles beobachten können.
- Lars: Wenn du gesagt hättest, daß die Straßennamen auch wichtig sind, so hätte ich nicht nur die weißen Häuser beachtet.
- Peter: Genau. Das ist Ablenkung.
- Lars: Unsinn. Ich wußte bloß nicht, worauf ich achten soll.
- Peter: Ja. Und das ist Täuschung.
- Lars: Nicht zu wissen, worauf es ankommt?
- Peter: Nein. Das ist Tarnung.
- Lars: Nein Peter. Wir müssen etwas klar stellen. Es gibt ein Paar Begriffe, die du falsch definierst. Ablenkung ist, wenn man mit einer Aktion die Aufmerksamkeit von etwas auf etwas anderes lenkt. Täuschung ist, wenn das Vermutete mit der Wahrheit nicht mehr übereinstimmt, zum Beispiel in Folge einer Ablenkung. Und Tarnung ist, wenn etwas durch Verschwinden versteckt wird.
- Peter: Noch ein Punkt. Nein. Gleich drei Punkte.
- Lars: Ich fühle mich geehrt.
- Peter: Mit Recht. Weißt du, ein guter Lehrer kennt diese Mittel, und geht mit ihnen so gut um, das der Lernende davon profitiert.
- Lars: Was soll das heißen?
- Peter: Ablenken Täuschen und Tarnen zu können, sind Eigenschaften, die ein guter Lehrer gut beherrschen muß.
- Lars: Ein guter Lehrer gut, ein perfekter Lehrer muß sie perfekt beherrschen.
- Peter: Schon, aber wer bitte schön ist schon perfekt? Weißt du, wir sind bloß Menschen und wir sind nicht Perfekt. Wir glauben fester an Sachen, die wir selbst entdecken, wir sind von Dingen mehr überzeugt, die wir selbst erfinden, und wir denken öfter in Maßstäben, die wir selbst ausdenken und selbst aufstellen. Um an etwas fester glauben zu können, machen wir vieles zu unserem eigenen, denn nur das was uns gehört, stärkt und rüstet. So haben wir es erfahren und gelernt. In Wahrheit is| das aber, was wir für uns herausnehmen, Fremd. Das, was wir anderem abgeguckt und schließlich „enteignet“ haben.
- Lars: Gucken oder Kucken? Du verwechselst ständig gucken mit kucken und willst dennoch ein guter Lehrer sein.
- Peter: Irren ist menschlich sagte der Igel und kletterte von der Klobürste... (Lars lacht) Ein guter Lehrer lehrt nicht nur, in dem er den Lehrstoff offen legt, sondern er lehrt auch in dem er durch getarntes Lenken und Täuschen große Teile des Lernstoffes entdecken, neu ausdenken, oder sogar neu erfinden läßt. Wir sind im Grunde nicht nur Sammler, wir sind auch Jäger. Wir sammeln gerne Wissen, aber entdecken, erforschen und erfinden, tun wir liebend gerne, denn das ist Jagd. Wir sind auf dem Pirsch, wir beobachten, sichten, nehmen die Spuren auf, wir verfolgen und kreisen unsere Beute ein. Wir fangen sie in dem Moment, in dem wir den gut vermittelten Lehrstoff begreifen: selbst entdeckend. So bleibt es besser hängen, denn unser Lehrer versteht es seine Absichten zu verbergen und er versteht es, uns so unauffällig zu lenken, daß wir das Wissen selbst entdecken, ausdenken oder neu erfinden, die er uns zu vermitteln versucht. Denn nicht das Vorgaukeln, sondern das Mitmachen, Mitdenken und das Entdecken lassen ist das, was einen guten Lehrer ausmacht. Hast du einen guten Lehrer, so kannst du zum Beispiel auch das lernen, wie man Effekte verstärkt erleben kann. Effekte wirken verstärkter, wenn der Effekt auch ein Bums ist.
- Lars: Ich weiß was ein Kick ist, aber was ist ein Bums, Herr Lehrer?
- Peter: Im weniger gelungenen Fall ist es ein Unfall. In einem guten Fall ist es ein schönes Aufeinandertreffen mit glücklichem Ausgang. Ein gemeinsamer Höhepunkt. Ein Doppeleffekt. Jeder Kick ist ein Bums, aber nicht jeder Bums ist ein Kick... Weiter. Ein guter Lehrer ist jederzeit bereit auch zu lernen. Er gibt nicht nur, er strahlt nicht nur, er ist auch auf Empfang gestellt. Das ist ein wenig, wie das Verhältnis Man und Katz. Man gibt, Katze nimmt, dann Katze gibt und Mensch empfängt. Abwechselnd. Lehrer niedrigeren Wertes bauen eher auf das Hundeprinzip: Ich bin der Herr und du hast zu gehorchen, denn du bist mein Knecht. Gehorche! Sitz! Bellen! Kusche! Kacke, kacke nicht und gib jetzt das Pfötchen! Brav. Juter Hund. Perfekt. Im Grunde ist es nichts anders, wie Sex.
- Lars: Wie bitte?
- Peter: Ja. Am Anfang war das Feuer und der Analphabet. Der Analphabet spielte mit dem Feuer und wurde Herr der Lage. Er hat sich gewappnet, er hat Feuer machen gelernt. Der Analphabet hat angefangen auch mit anderen Sachen zu spielen, denn er dachte, wer mit dem Feuer spielend umgeht, kann auch größeres.
Er ließ im Feuer das Eisen schmelzen und er schmiedete Waffen für die leichtere Jagd. Mit den Waffen der Jagd machte er dann Jagd auch auf Menschen, denn sie haben auch gejagt, und rissen „sein“ Wild. Er verschaffte sich mit Angst und Schrecken Respekt. Sein Revier war gediegen, reichte vom Berg bis zum Meer. Er wußte nicht warum, aber er wollte mehr. Er wollte auch guten Sex. Er unterjochte die Stemme seiner Gegend und forderte Tribut in Weibern, nicht nur in Gold. Jeder Stamm hatte jedes Jahr zehn Jungfrauen zu stellen, zum Vergnügen ihres Herren. Seinem eigenen Stamm hat er befohlen die Braut jeder Hochzeit zu ihm zu führen, denn er ist der Erste, er beansprucht das Recht. Er nannte es „Das Recht auf die erste Nacht“. So hat er es geschafft, im Sexualleben der meisten Frauen seiner bekannten Welt, der erste zu sein. Er war streng. Er bestand darauf der erste zu sein, er forderte einen Beweis. Der Beweis, war das Blut der Jungfrauen, die der Analphabet geschändet hat. Hat eine Frau in „seiner Nacht“ nicht geblutet, so galt sie als nicht keusch und wurde ihre Kehle mit einem Säbel durchgeschnitten, vor den Augen des Bräutigams. So hat er so gesehen nicht nur Frau, auch Mann geschändet und setzte unzählige uneheliche Kinder in die Welt. Die erste zu sein bedeutete Macht, eine Frau die Jungfräulichkeit zu nehmen wurde privilegiert. Eine Frau, die verheiratet werden sollte, mußte Jungfrau sein, denn der Analphabet mußte der erste sein. So wurde aus etwas von Natur aus anders Vorgesehener, eher Bescheidener, nämlich aus der Jungfraulichkeit, eine Tugend gepriesen, ein begehrtes Wert dargestellt.
Männer fingen an von Jungfrauen zu träumen und manch Tapferer wagte es der Erste zu sein. Hauptsache, sie waren früher da, als der Analphabet. Sie taten es aus „liebe“ zu ihren Zukünftigen, auf derer Kosten und Risiko, denn sie „wollten ihre erste Erfahrung verschönern“. Es war ungeheuerlich, was der Analphabet tat, denn die Schäferstunden waren oft das einzige Vergnügen des armen Volkes, das noch übrig blieb, und selbst das noch, beanspruchte er. So schliefen Braut und Bräutigam immer öfter miteinander noch vor der Hochzeitsnacht und die Braut versuchte dann zum Analphabeten zu gehen, wenn sie ihre Tage gehabt hat. Die Hochzeiten fanden nunmehr auf Tagen der Frauenperiode statt. Man hatte die Blutung der Menses so zu verzögern versucht, daß der Analphabet sie selbst ausgelöst hat. Der Schwindel flog dennoch auf, der Analphabet fühlte sich betrogen und ließ die Babys ermorden, die, wie er vermutete, nicht von ihm stammten, sondern von den Bräutigams. Er entwickelte sich zu einem echten Tyrann. Er stellte Priester ein und befahl ihnen das Volk umzuerziehen. Die Priester predigten dann: Bettbesteigungen sexueller Art vor der Hochzeit sind sündhaft und Sünde wird bestraft. Verstellt nichts, denn die Sünder werden von Gott gestraft und Gott sieht alles!
Das Volk fing dann an von einem Kind zu träumen, das von einer Jungfrau geboren wird, die mit niemandem, nicht einmal mit ihrem eigenen Mann schläft, und trotzdem empfängt. Dann wüßte man zwar nicht von wem das Kind ist, aber es wäre mit Sicherheit nicht vom Analphabeten: kein Halbfremdling, das man aufzuziehen hätte, wie die eigene Brut. Man hatte die Kuckuckseier satt.
- Lars: Gottes Sohn!
- Peter: Nicht so schnell! Spielverderber... Schließlich wurde der Analphabet dumm verkauft, denn er verstand zwar die Sprache des Volkes, ein wenig, aber die Geheimsprache, die verschlüsselten Zeichen, begriff er nicht. Es waren Zeichen weiser älteren Frauen und Männern, die durch Naturbeobachtungen erstellt worden sind. Die Zeichen beschrieben, wie man den Eisprung und den Anfang der „Roten Tage“ einer Frau, oder werdender Frau, auf die Stunde berechnet und voraussieht. Man fing an den Mond zu Studieren, denn die Periode der Frau ist mit der Periode des Mondes identisch und faßt etwa achtundzwanzig Tage. Jungmond und Jungfrau, Vollmond und Empfängnis wurden gedeutet, man entdeckte, daß man die Empfängnisbereitschaft etwas steuern kann. Kräuter und Seelsorge gewannen immer mehr an Bedeutung. Der Analphabet hat seine „Jungfrauen“ ergebnislos drei Tage und drei Nächte tanzen und feiern lassen, es kam trotzdem nur bei „seinem Recht“, in der Stunde seiner Schandtat, zur Blutung, und er konnte nicht mehr wissen, was für ein Blut das war.
So kam es, daß er das lesen der Zeichen nicht lernen konnte, da ihm sie niemand verriet. So tappte er
im Dunkel, und bekam langsam Angst für seine Greueltaten von einem Kind gerecht zu werden, das nicht
von ihm ist. Er begann die Sonne zu beobachten und ließ die Sonnenfinsternisse von seinen Weisen berechnen. Er hatte zwar Sex, aber keine Liebe, obwohl er alle Frauen haben konnte. Er war und blieb ein Analphabet auf mehreren gebieten. Vor allem war er aber ein „Sexanalphabet“. Seine Weisen haben ihm das
Erscheinen eines mächtigen Königs prophezeit, das Kommen eines Kindes , dessen Empfängnis außer jeder
Schäferstunde passieren wird, seine Geburt wird am Himmel gezeigt, und es wird das Volk lehren, wie man sich befreit. Es wird das Kind der Liebe sein. Es wird ein König und ein Schäfer sein, seine Rache wird sein, und seine Macht wird größer werden, als alle Macht des Analphabeten, denn er wird zwar von Mutter geboren werden, er wird aber nicht von dieser Welt sein.
- Lars: Anal - Pha – Bet...: und so kommt es zur analen Phase, statt eines Gebets.
- Peter: Vulgäres Bübchen, schäme dich! Nein, deswegen wurde er nicht schwul, im Grunde war er vom Anfang an krank. Denn er hatte keine guten Lehrer, und er wußte nicht, daß auch Sex viel, sehr viel mit Liebe zu tun hat. Ihm wurde die Liebe entrissen durch die Frauen, denen er so weh getan hat. Er wurde Kastriert, geblendet und tappte bis an das Ende seines Ruhmlosen Lebens weiter in Dunkelheit.
- Lars: So. Kannst du mir bitte kurz mal erklären, was der Verkauf von Steinen und Wasser, mit Tarnung & Co., und hier mit Allem zu tun hat? Worüber hast du eigentlich gesprochen? Hümm?
- Peter: Ich sprach darüber, wie man aus Wertlosem Wertvolles macht. Ich sprach über Ablenkung, Täuschung und Tarnung, ich sprach von Frauen. Ich sprach in Bildern. Ich sprach in Weibern. Ich sprach über einen besonderen Käfer, der die Prophezeiungen voll erfüllt hat, den ganzen Mist dieser Welt auf sich laden ließ und ihn zur Liebe gerollt hat. Wir sind da, das ist seine Kirche.
- Lars: Wollten wir nicht zum Schachclub?
- Peter: Nein. Ich wollte dir lediglich zeigen, wie man zum Schachclub kommt.
- Lars: Wo ist er denn?
- Peter: Na im Altersheim. Wir gingen daran vorbei.
- Lars: Mann, ich habe alle Straßen gemerkt und ich habe auf die weißen Häuser geachtet.
- Peter: Dann mußt du den Altersheim gesehen haben und du müßtest auch wissen, in welcher Straße.
- Lars: Ich habe alle weißen Häuser beachtet, ich weiß nur nicht welches das war.
- Peter: Stand nicht drauf Altersheim?
- Lars: Ich denke nicht, sonnst wüßte ich das.
- Peter: An der Kirche steht auch nicht Kirche, trotzdem weiß man, wo sie steht.
- Lars: Das ist ja auch etwas anderes, ein besonderes Gebäude, das sich von anderen Gebäuden im Grund unterscheidet!
- Peter: „Petrus, du bist Kefas, das Fels bedeutet. Auf diesen Grund baue ich meine Kirche.“ Von wem ist der Satz?
- Lars: Jesus?
- Peter: Woraus besteht der Fels, auf dem die Kirche steht?
- Lars: Aus liebe?
- Peter: Nein. Liebe ist die Kirche selbst.
- Lars: Hoffnung?
- Peter: Nicht nur.
- Lars: Vertrauen?
- Peter: Auch.
- Lars: Hexenprozeß, Ketzerei, Teufelsbekehrung, Scheiterhaufen, Inquisition und Kreuzzug?
- Peter: Nein.
- Lars: Was denn?
- Peter: Dieser Fels besteht aus Glaube.
- Lars: Sag bloß... und weil du zufällig Peter heißt, klingt das so schön, nicht wahr?
- Peter: Ich heiße nicht nur Peter, ich heiße sogar Simon.
- Lars: Na und? Was bedeutet Simon? Etwa Sex?
- Peter: Sei nicht kindisch. Simon heißt Stupsnase.
- Lars: Kaliber zwölf!
- Peter: Na so was, ich dachte schon bald, du kennst nur einen Apostel.
- Lars: Wer waren sie noch mal? Johannes, Matthias, Andreas, Paulus, Thomas, Judas, Petrus,...
- Peter: Was ist der stärkste Glaube?
- Lars: Die Fanatismus?
- Peter: Der Zweifel. Worauf ist die Welt gebaut?
- Lars: Auf Kohle?
- Peter: Na, auf Zweifel.
- Lars: Damit sie sich schneller dreht!
- Peter: Gottes Mühlen mahlen langsam.
- Lars: Warum denn gerade auf Zweifel?
- Peter: Weil das Vertrauen nicht stark genug ist und es würde unter der Last der Welt zergehen.
- Lars: Was ist Welt?
- Peter: Bildung.
- Lars: Ausbildungslager.
- Peter: Siehst du den Hahn an der Turmspitze? Das Warnzeichen? Ich möchte dir erzählen, was Christus über die Kirche gesagt hat.
- Lars: Nur zu!
- Peter: Jesus fragte seine Jünger: „Für wen halten die Leute den Menschensohn?“ „Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elias, wieder andere für Jeremias oder sonnst einen der Propheten.“ „Für wen haltet denn ihr mich?“ „Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ – antwortete Petrus. Daraufhin sagte er: „Selig bist du, Simon, Sohn des Jonas! Denn nicht Fleisch und Blut hat dir das offenbart, sondern mein Vater, der im Himmel ist. Und ich sage dir: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche Bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen. Dir werde ich die Schlüssel des Himmelreiches geben. Alles, was du auf erden binden wirst, wird auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, wird auch im Himmel gelöst sein.“
- Lars: Verpflichtet der Name zum Auswendig lernen?
- Peter: Nach der Kreuzigung und Wiederauferstehung hat Jesus das Oberhirtenamt folgendermaßen übertragen: „Simon, Sohn des Johannes liebst du mich mehr als diese?“ – fragte er. „Ja, Herr, du weißt, daß ich dich liebe.“ – antwortete Petrus. Dann sagte Jesus: „Weide meine Lämmer!“ „Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?“ – fragte er das zweite mal. „Ja, Herr, du weißt, daß ich dich liebe.“ – antwortete wiederholt Petrus. „Weide meine Lämmer!“ „Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?“ – Da wurde Simon Petrus traurig, weil Jesus ihn zum dritten male fragte „Liebst du mich?“, und er sagte zu ihm: „Herr, du weißt alles, du weißt auch, daß ich dich liebe.“ „Weide meine Schafe!...“ Dann hat Jesus Petrus den Martertod vorausgesagt: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als du noch jung warst, gürtetest du dich selbst und gingst, wohin du wolltest. Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und dich führen, wohin du nicht willst.“ Ich glaube nicht, daß Jesus den Martertod von Petrus gemeint hat. Das ist aber ein anderes Thema. Siehst du den Hahn dort oben? „Ehe der Hahn Kräht, wirst du mich in dieser Nacht dreimal verleugnen“ – auch das sagte er.
- Lars: Verrat!
- Peter: Nein. Judas hat ihn verraten, Petrus hat ihn verleugnet. Das ist ein Unterschied.
- Lars: Warum?
- Peter: Man geht davon aus, daß er sich retten wollte. Nicht er war aber gesucht worden, sondern Jesus. Ich glaube, er wollte Jesus retten, und wie oft, auch diesmal ist er mißverstanden worden. Es war vielleicht nur Täuschung.
- Lars: Hat Judas Jesus überhaupt verraten, oder er hat ihn bloß geküßt, als Ablenkung?
- Peter: Nein. Das muß Tarnung gewesen sein. Ein Wolf im Schafpelz. Der Verrat der Liebe, ein Todesstoß. Ein Todeskuß, vom Rücken in die Brust.
- Lars: Die Dolchstoßlegende.
- Peter: Für dreißig Silberlinge. Später hatte er das Blutgeld zurück gegeben und er hat sich erhängt.
- Lars: Vorher hat er aber das Geld zurückgegeben. Aus Reue? Warum?
- Peter: Ja, und das ist das, was selten zu lüften ist: die Wahrheit. Trotz des Schleiers der Ablenkung, Täuschung und Tarnung oder einfach der Zeit, wird gerichtet, mit einer Vorstellung.
- Lars: Und das nennt man Geschichte.
- Peter: Mann bist du mein guter Schüler!
- Lars: Frag etwas!
- Peter: Wieviel Beine hat das Pferd?
- Lars: Vier.
- Peter: Und wenn es eins hochhebt?
- Lars: Drei.
- Peter: Glaubst du das wirklich?
- Lars: Frag etwas leichteres!
- Peter: Was ist ein gebet?
- Lars: Eine Wunschliste?
- Peter: Oft Wünsche, ja. Um zu wissen, was gemeint ist, was wahrhaft gemeint ist fehlt uns oft der Durchblick. Ich frage anderes. Was bedeutet Bete?
- Lars: Karteneinsatz?
- Peter: Was noch?
- Lars: Mir fällt nichts ein.
- Peter: Unangenehme Sache. In Mundart. Was bedeutet „die Bete machen“?
- Lars: Einsatz nennen?
- Peter: ...und „das Spiel zu verlieren“.
- Lars: Nicht doch!
- Peter: Aber „bete sein“ bestimmt. Nicht war?
- Lars: Ich kenne den Ausdruck nicht.
- Peter: Suchen wir dem beten ähnlich klingende Worte oder Wörter! Der Schrift einer Sprache ist oft willkürlich, aber die Aussprache ist voller Spuren.
- Lars: Bitten?
- Peter: Das ist interessant, aber wahrscheinlich ein reiner Zufall. Machen wir das so. Ich sage Worte, und du sagst, was sie bedeuten.
- Lars: Leg los!
- Peter: Beete.
- Lars: Dressing?
- Peter: Beete, Beta. Genauer: Beta vulgaris esculenta sacharifera. Beta vulgaris cicla. Beta vulgaris rubra.
- Lars: Ist das auf Lateinisch?
- Peter: Diesmal. Zuckerrübe und Sauerrübe. Süßbete und Sauerbete. Als diese Sauerrübe den ungaren bekannt gemacht wurde, haben sie mehr den Ausdruck: Beta vulgaris cicla herausgehört und sie nannten sie cékla. Als die selbe Sauerrübe den Deutschen bekannt wurde, haben die deutschen mehr den Ausdruck: Beta vulgaris rubra herausgehört und sie nannten sie Rübe. Die Süßrübe, sacharifera, haben die Deutschen nicht Süßrübe genannt, denn sie sind sehr didaktisch. Aus Rübe entsteht zunächst Zucker, der süße Geschmack kommt später. So nannten sie die Süßbete Zuckerrübe. Dann trafen sie auf ungaren und erklärten sie ihnen,
wir haben etwas kennengelernt, daß man nicht zu importieren braucht, wie das Zuckerrohr, es wächst auch bei uns. Es heißt Zuckerrübe. Aha. Danke für den Typ. Die ungaren versuchten das neue Wort zu artikulieren und sie nennen diese Pflanze bis heute Cukorrépa. Wenn du eine unbekannte Sprache verstehen willst, setze an Stelle von ´b´ ´p´ ein. Oder anstelle von ´g´´k´.
- Lars: Warum funktioniert das?
- Peter: Diese laute werden an nahen Stellen artikuliert, wie ´p´ und ´t´. Wenn man einem
Fremden seine Fremdsprache nachzuahmen versucht, bemüht man diese Stellen zu finden und kommt oft
nur etwas ähnliches daraus hervor. Weiter:
So wurde aus Beta sacharifera Zuckerrübe und Cukorrépa. Lederhose und Puszta. Leben die Deutschen in Lederhosen? Ist Ungarn wirklich eine Pußta? Ist das Wahr?
Ich schneide jetzt einen Laut dem Wort Beete ab und ich sage Beet. Was ist das?
- Lars: Na, das mit dem Garten. Der Treibboden für Jungpflanzen.
- Peter: Exakt. Beeten?
- Lars: Na, den Boden für die pflanzen vorbereiten.
- Peter: Treibboden für Jungpflanzen errichten.
- Lars: Betten.
- Peter: Das Bett machen. Das Beet machen.
- Lars: Sag bloß!
- Peter: Wie man betet, so liegt man. Natürlich kann auch das ein reiner Zufall sein. Aber auf ungarisch heißt witziger weise Beet ágyás und ágy heißt Bett.
- Lars: Was war zuerst?
- Peter: So. Und nur so. So kommt man der Wahrheit näher. In dem man vermutet, glaubt und zweifelt. Dann vermutet man wieder, stellt etwas in Frage, erforscht die Entstehungsgeschichte, glaubt weiter, ist aber auch kritisch und zweifelt, jagt und sammelt. Die Sammlung wächst, die Wahrheit rückt aber nur näher, wenn man weiter vergleicht. Denn was nützt eine große Sammlung, die so einseitig ist, wie die falsche Wahrheit? Man blickt zurück und man blickt nach vorne. Man sucht in der Vergangenheit und in der Zukunft, damit man die Gegenwart findet. Man achtet auf das Gleichgewicht. Glauben und zweifeln, aufbewahren und wegwerfen, Pflegen und zerstören... man vergleicht. Man pflegt das Gleichgewicht bei der Erkundung der Wahrheit. Das ist der Weg. Der richtige Weg, der weg der Wahrheit und des Lebens und der Weg im Leben selbst. Die Suche nach der Wahrheit.
- Lars: Das hast du schön gesagt. Hat die Kirche auf?
- Peter: Ich sage ein Wort. Paradies.
- Lars: Himmel auf erden?
- Peter: Schon. Es bedeutet Garten in der Wüste, und zwar auf arabisch. Eine Oase. Das hat mit Wasser und Leben zu tun. Mit richtigem Wasser. Das Wasser des Lebens.
- Lars: Sag bloß.
- Peter: Warum kommt der Christ seinem gebot nicht nach, und warum vergibt er nicht seinen Brüdern? Warum bekämpft er den Araber? Warum sieht der Araber in Allah einen anderen Gott ? Warum wollen die Juden Jesus nicht verzeihen? Warum will die Welt den Juden nicht verzeihen? Warum will der Chinese dem Japaner nicht verzeihen? Warum will der Amerikaner dem Japaner nicht verzeihen? Warum kann der Yankee den Nigger nicht riechen? Warum kann der Schwarze Mann dem Weißen trotzdem immer wieder verzeihen und von vorne anfangen? Warum verachtet der Ungar den Zigeuner? Warum denken manche, die Ungaren wären Zigeuner? Warum denken manche, die Deutschen kennen nur Kartoffel, Krieg und Lederhose? Nudelfresser, Käsefresser, Reisfresser, Lammfresser, Bananenrepublik, Untermensch, Obermensch, Gottlose, Wilde, Ziegenschänder... was soll das? Wo leben wir?
- Lars: Ja. Was willst du tun?
- Peter: Ich werde es dir sagen.
- Lars: Ist die Kirche offen?
- Peter: Was bedeutet Bethlehem?
- Lars: Jesus Geburtsstadt?
- Peter: Haus des Brotes. Und Bethe bedeutet Haus Gottes. Wenn du betest, bist du im Haus Gottes. Egal, wo du betest. Jesus sagte, wenn ihr betet, betet so, daß andere das nicht sehen. Er hat die Ehrlichkeit gelehrt und er hat vor der Scheinheiligkeit gewarnt. Die Christen Haben viele Häuser des Gebets gesehen, die Gebetshäuser der Juden zum Beispiel. Um Ihr Glaube mehr kraft zu verleihen, bauten sie für das Gebet, das Gebet um das Gebet: die Kirche. Da stellt sich die Frage, ist die Kirche das, was Jesus auf Felsen zu bauen plante, oder verstand er unter dem Begriff Kirche eher den Begriff Liebe? Man hat sich oft drum gestritten, ob und was richtig ist. Man streitet heute noch. Die Kirche hat viel Geld und sagt, für die Armen. Was tun? Viele haben die Kirche mißachtet, viele haben im Namen der Kirche auch getötet. Da stimmt etwas nicht. Wo bleibt die Puritanismus, in Indien? Sollte der Mann Gottes nicht fordern, sondern mit dank annehmen, was man bekommt? Kann sich der Glaube mit Zurückhaltung auch so wirksam verbreiten, als mit Nachdruck? Welchen Weg sollte man vorziehen? Ist der eine besser, als der andere, sind beide gut? Das sind keine einfache Fragen, aber eins steht fest. Man sollte ein Haus nicht abreißen, bevor ein neues nicht gebaut ist. Man kann ein Haus auch umbauen.
- Lars: Reformation.
- Peter: Man kann aber es auch lassen, und sagen: es steht schon. Wir könnten mehr darauf achten, wozu dieses Haus gut ist. Wir könnten weniger darauf achten, wozu dieses Haus nicht gut ist. Machen wir das beste daraus! So gesehen ist es nicht mit Vielem so? Versuchen wir nicht zu viel abzureißen, ohne dahinterzufragen:
ist es denn etwa Nutzlos?
Ich meine auch dieses Haus steht und es steht nicht schlecht. Aber ich frage dich auch, was ist
Wetterbeständiger:
ein Haus aus Marmor und Granit, verstärkt mit eisen und Gold, oder ein Haus das nicht aus Materie besteht?
- Lars: Was ist mit dir los? Bist du denn ein gläubiger Christ? Ich dachte du wärest ein Atheist.
- Peter: Ich wurde atheistisch erzogen. Ich werde als Gläubiger sterben. Heute bin ich erst ein Jäger und Sammler, denn ich interessiere mich für die Wahrheit, und sie interessiert mich.
- Lars: Und das Leben und der Weg.
- Peter: Du hast es. Jetzt können wir hineingehen.
- Lars: Wollten wir denn in die Kirche?
- Peter: Auch das ist eine Frage, auf die man kaum eine Antwort weiß, bevor man herausgekommen ist.


- Lars: Ganz schön groß für eine kleine Gemeinde. Hast du vor zu beten?
- Peter: Du nicht?
- Lars: Worum beten wir?
- Peter: Na um das Attentat. Damit es gelingt.
- Lars: Ist das denn erlaubt, um das Gelingen eines Attentates in der Kirche zu beten?
- Peter: Du hast recht. Das ist bestimmt nicht erlaubt. Beten wir um etwas anderes.
- Lars: Um was denn?
- Peter: Nur so.
- Lars: Aus Gewohnheit?
- Peter: Du sagst es. Das ist bestimmt auch nicht erlaubt.
- Lars: Kannst du denn überhaupt beten? Zeig mir!
- Peter: Soll ich?
- Lars: Nur zu!
- Peter: Dann folge mir! Das ist der Vorraum, die Pforte der Kirche. Das Bild hier, sind die vierzehn Nothelfer. Das dort hinten, die Vertreibung aus dem Paradies. Man kann die Erde, das Leben, den Baum des ewigen Lebens, die verbotene Früchte und die Versuchung deutlich sehen.
- Lars: Ich sehe die Erde nicht und ich sehe auch kein Leben.
- Peter: Du kuckst aber. Oder?
- Lars: Ich gucke.
- Peter: Adam bedeutet Erde, Eva bedeutet leben, Eva ist aus Adam, Adam ist erfüllt von Eva...
- Lars: Nicht so schnell!
- Peter: Sie erlagen der Versuchung, zwischen Gut und Böse unterscheiden zu können, zwischen Schuld und Unschuld, zwischen dies und das, zwischen hin und her, zwischen Link und rechtens, was als Schlange dargestellt ist, die statt einen Weg grade und aufrecht gehen zu dürfen sich kriechend mit gespaltener Zunge die Welt der Gegensätze abtastend mühsam auf dem Bauch kriechen muß. So haben sie aus den verbotenen Früchten des Wissensbaumes gekostet und sie erhielten dadurch so viel Wissen, angefangen mit Scham, daß es reichte ihr Kreuz kennen zu lernen, aber die Wahrheit noch lange nicht. Denn sie wollten wissend und mehr sein. Sie waren Menschen und wollten nicht bloß Tier sein. Sie dachten, das gibt einen Kick. Als strafe mußten sie sterben, wie ihre Nachkommen, denn der Baum des Lebens wurde ihnen genommen, und das passierte all den Lebewesen, die sie überflügeln wollten. Seit dem ist alles was lebt dazu verdammt, zu töten um am leben zu bleiben. Fressen um nicht gefressen zu werden und sich zu bemühen viel leben zu schaffen,
damit die eine Art von den anderen schwerer ausgerottet wird. Sie sind verdammt zu sehen, wie ihre Brut fällt, wie der eine den anderen schadet um heil zu bleiben, wie die lebenden töten um sich Lebensraum zu verschaffen. Alles was lebt leidet für den Neugier des Menschen. Jede Pflanze und jedes Tier leidet mit dem Menschen für seine Leichtfertigkeit. Dem ist der Mensch allerdings nicht bewußt, er denkt, er leidet am schwersten und nicht die Pflanzen. Oder auch Tiere. Damit er es leichter hat, fügt er ihnen noch mehr leid zu. Er bestimmt über Paarung, Nachkommen, Ort und Wachstum, wählt Rassen aus und züchtet sie, andere beutet er aus und experimentiert mit ihnen für seine Wissenschaft und Forschung. Fleischsau, Fettsau, Fleischbulle, Milchkuh, Suppenschildkröte, Hybridpflanzen und Eßkastanien. Je nach bedarf. Die Natur schreit nicht.
Schreit nicht? Schreien Rosen nicht? Hören wir alles, oder wir hören nichts? Sehen wir oder sind wir blind?
Was fühlen wir? Warum fühlen manche Wesen besser, als wir? Ist das war? Läßt sich leicht prüfen! Man hat die Jünger eines Hasen Tief im Ozean in einem Unterseeboot massakriert um zu sehen, ob die Mutter
das im Labor oben auf einem Insel, mitkriegt. Sie hat es mitbekommen. Man glaubt, sie hat das mitbekommen, was man auch aufzeichnen konnte. Es war aber mehr.
Dreiviertel der Menschheit hungert und ist obdachlos. Vierzigtausend Kinder sterben täglich an Hunger.
Es gibt Geschichten über den Menschen, Uhralte und neuere, die um die Welt gehen. Von Pflanze zu Pflanze, von Tier zu Tier. Schlimme Geschichten. Über Verstümmelung, Quälerei, Sklaverei, Kindermißbrauch, Iso|ation und Gleichgültigkeit. Und die Tiere und Pflanzen achten den Menschen trotz alledem. Weist du warum?
- Lars: Das kann ich mir nicht vorstellen.
- Peter: Das weiß ich auch nicht. Aber ich vermute, daß sie in ihm ihren Erlöser sehen. Denn der Mensch allein ist in der Lage alledem ein Ende zu bereiten.
- Lars: So oder so.
- Peter: Gewiß.

- Lars: Ein Denkmal.
- Peter: Ja ein Kriegsdenkmal, mit über dreihundert Namen. Aus Tuffstein.
- Lars: Was ist das?
- Peter: Das ist sauberes weiberner Wasser. Das ist das Wasser, das gesegnet ist. Die Christen berühren es, bevor sie in die Kirche eintreten. Da lang, die Treppe hoch geht es zur Kapelle. Dort ist eine Statue, Maria mit ihrem Sohn. Vor der Statue ist ein Betstuhl, daneben ein Kerzenhalter für die Opferkerzen. Sie kann man von der großen Kerze anzünden, sie brennt, wenn die Kirche offen ist.
- Lars: Ist sie denn nicht immer auf?
- Peter: Seit kurzem nicht, denn man hat die Kirche geschändet. Da ist auch ein geschlossenes Behälter mit Wasser. Zum gießen der Blumen vor dem Kriegsdenkmal und für das Nachfüllen des Weihwassers.
- Lars: Machst du Witze?
- Peter: Du hast recht. Ich weiß es nicht.
- Lars: Was weißt du nicht, ob die Kirche geschändet worden ist?
- Peter: Sie ist geschändet worden. Das weiß ich.
- Lars: Wie?
- Peter: Durch die Kapelle geht es zur alten Kirche. Dort hat man den Altartuch zerschnitten und überall Kerzenwachs, Milch und Honig verschüttet und verschmiert.
- Lars: Warum?
- Peter: Ich denke, um zu zeigen, euere Versprechungen über das Gelobte Land, in dem Milch und Honig fließt, euer Geschäft mit der Kerze, von wegen Manna, könnt ihr sonst wohin schmieren...
- Lars: Wer macht denn so was?
- Peter: Ja. Wer macht denn so was? Wahrscheinlich die, denen die Kirche zu scheinheilig ist.
- Lars: Wir wollten beten...
- Peter: Herr Gott, der im Himmel bist achte auf unsere Sünden, denn wir wissen nicht was wir tun. Vergebe uns aber nicht, wie wir auch unseren Schuldigen nicht vergeben, denn wir sind es nicht wert verstanden zu werden. Wir wollen nämlich nicht richtig verstehen. Niemanden außer uns. Wir haben alle bloß uns selbst gewählt. Wir verstehen aber auch uns selbst nicht, denn wir selig arm sind. Trotzdem kaum glücklich. Viele von uns mögen nicht einmal sich selbst. Wir sammeln Knete und wir jagen nach Lust. Woraus wir keinen Nutzen ziehen können, werfen wir weg, wie Affen die Bananenschale. Sei bitte mit uns trotzdem nicht böse, wenn wir uns gegenseitig in Versuchung führen, denn wir kennen nichts besseres, als die verbotene Frucht. Wir reden uns ein, daß sie besser schmeckt, als sonstiger Obst. Bitte bestrafe unsere Kinder und Kindeskinder nicht für unser Vergehen, denn auch sie werden sich verschulden für die sie selbst gestraft werden können. Lasse uns nur für unser Vergehen büßen und obwohl wir es sicherlich verdienten, lasse uns bitte nicht in der Hölle schmoren, nach der Endabrechnung, denn wir glauben nicht, daß das Feuer die Seele reinigt. Um ehrlich zu sein wir glauben an gar nichts. Es tut uns leid. Amen.
- Lars: Lieber Gott, höre nicht auf diesen Unsinn, nicht wir machen uns schuldig, das tun mit uns stets andere.
Lasse mich sofort von zwanzig auf vierzig Jahre alt werden, ich will ein Haus mit großem Garten haben, einen Jet, Autos, viel viel Geld und nebenbei schenke mir auch noch eine glückliche Familie, damit ich in meiner Frau und in meinen Kindern mich selbst lieben kann. Aber bitte sofort, denn ich will dafür nicht jeden Tag acht Stunden arbeiten gehen, nachdem ich etwas studiert habe, das mich nicht so sehr wie Sex interessiert.
- Stimme: Werde Frauenarzt!
- Lars: Wer hat das gesagt?
- Peter: Die Stimme kam von oben. Ich habe nur die Worte nicht ganz verstanden. Hast du diese Stimme verstanden?
- Lars: Ich könnte schwören, das war deine Stimme.
- Peter: Was soll ich gesagt haben?
- Lars: Wir haben gebetet. Können wir jetzt gehen?
- Peter: Nein, wir haben nicht gebetet, wir haben gebeichtet und wir waren unverschämt. Jetzt gehe ich der Treppe hoch zu Maria und zu seinem Sohn und ich werde beten. Es dauert nicht lange.
- Lars: Ich warte draußen.


- Peter: So. Jetzt können wir über Tarnung reden.
- Lars: Ich möchte essen.
- Peter: Ja gleich, wir müssen nur noch etwas tun.
- Lars: Ich möchte zunächst einmal nichts mehr tun, bevor ich nicht gegessen habe, mir knurrt der Magen.
- Peter: Wir sind links herum zur Kirche gekommen über den steilen Straßen. Man kann aber auch über die Hauptstraße zurück. Dann ist es wesentlich kürzer.
- Lars: Na dann, mir läuft das Wasser im Munde zusammen.
- Peter: Wenn du hier runter gehst, rechts, an der Mariensäule wieder rechts, Richtung zu mir die Straße hoch...
- Lars: Soll ich etwa alleine gehen?
- Peter: Ja. Du möchtest bitte auf die Bäckerei achten, sie ist auf der rechten Seite. Ich möchte dir nämlich noch etwas wichtiges zeigen.
- Lars: Na was denn?
- Peter: Du möchtest bitte dahingehen und schauen, ob ich da bin!
- Lars: Wo?
- Peter: Na vor der Bäckerei. Bäckerei See auf der rechten Seite.
- Lars: Wenn du hier bist, kannst du doch nicht da sein. Nicht war?
- Peter: Ja. Das ist gerade der Witz. Vielleicht bin ich nicht hier, sondern da.
- Lars: Du bist hier.
- Peter: Jetzt vielleicht, aber wenn du um die Ecke gehst und mich nicht mehr siehst, werde ich bereits da sein.
- Lars: Wie willst du das machen? Der Weg über den Buckel den wir gegangen sind ist sicherlich länger als der Weg im Tal auf der Hauptstraße.
- Peter: Grübele nicht, gehe bitte und sag mir ob ich da bin, denn ich möchte das gerne wissen.
- Lars: Und du bleibst solange hier?
- Peter: Weißt du, ich weiß nämlich nicht ganz, wo ich bin.
- Lars: Du bist hier!
- Peter: Das siehst du nur so. In Wahrheit stehe ich vor der Bäckerei und warte auf dich. Gehe endlich.
- Lars: Ist rennen erlaubt?
- Peter: Fliege!
- Lars: Du kannst unmöglich schneller da sein als ich und du weißt das. Was soll das also, gehen wir lieber essen. Du hast gekocht.
- Peter: Ich muß mich finden und du mußt mir dabei helfen.
- Lars: Hast du etwa wieder einen Anfall?
- Peter: Das will ich gerade herausfinden.
- Lars: Wenn du vor der Bäckerei stehst, wie kannst du dann mit mir hier vor der Kirche reden?
- Peter: Sind wir nicht vor der Bäckerei?
- Lars: Wenn wir vor der Bäckerei wären, dann würdest du mich nicht dahin schicken wollen nicht war?
- Peter: Du bringst mich durcheinander. Ich weiß nicht wo ich bin. Ich denke, du weißt, wo du bist.
- Lars: Ich bin vor der Kirche.
- Peter: Na dann bitte gehe und schaue nach ob ich dort bin!
- Lars: Wozu Mensch, du bist doch hier!
- Peter: Ich denke, ich bin auch da, denn ich kann auch die Bäckerei sehen, das ist nicht gut. Ich muß zu mir finden. Solange, wenn ich denke, ich stehe auch vor der Bäckerei, so weiß ich nicht wo ich in Wirklichkeit stehe und dann kann ich nicht weiter. Man kann schließlich nicht zwei Wege gehen...
- Lars: Mensch, wenn es dir so schlecht geht, dann gehen wir schnell zu einem Arzt! Ich habe dich schon einmal psychotisch erlebt und das hat mir gereicht.
- Peter: Es ist nicht weiter Schlimm. Du weißt ja Schizophrenie. Gespaltene Persönlichkeit... Ist nicht gut. Ich muß zu mir kommen, mich einigen, wo ich stehe.
- Lars: Gut. Ansonsten geht es dir gut? Ich gehe jetzt zu deiner behämmerten Bäckerei. Gut das ich nicht in Bonn nachsehen muß, oder etwa in Budapest.
- Peter: Das kann noch kommen, wenn du dich nicht beeilst, denn ich spüre, wie ich mich von dir immer mehr
entferne.
- Lars: Ist gut, schon gut, ich beeile mich. Was hast du aber davon, wenn ich dir sage, daß du nicht da bist, du könntest inzwischen wieder dort sein, bis ich zurück bin.
- Peter: Mensch, das ist es ja gerade. Dann werde ich hier auf mich aufpassen, daß ich von hier solange nicht verschwinde, bist du zurück bist. Dann sagst du mir, daß ich nicht da bin und dann ist gut, dann können wir endlich essen gehen. Denn ich habe gekocht.
- Lars: Ich bin sicher daß du nicht da bist, ich brauche nicht nachzusehen. Es ist nun mal so. Wenn du hier bist, kannst du nicht da sein. Ist das klar?
- Peter: Dir vielleicht. Aber es geht um mich und mir reicht es nicht zu wissen, daß ich mich nicht spalten kann, denn ich weiß, daß ich mich auch spalten kann. Ist das Klar?
- Lars: Wenn ich jetzt dahin gehe und zu dir zur Kirche zurückkomme, damit du wieder vereint bist, könntest du dich nicht inzwischen schon wieder spalten und mit einer deinen Hälften schon wieder auch vor der behämmerten Bäckerei stehen!?
- Peter: Das stimmt. Ich bleibe dann am besten dort und du bleibst hier.
- Lars: Wie lange?
- Peter: Na ja, ewig geht das wohl nicht.
- Lars: Ich finde, wir sollten zusammen dahin gehen, denn wenn ich dir sagen werde, daß du nicht da warst,
bedeutet noch nicht, daß du inzwischen nicht wieder dort bist... Dann sind wir auch dem Essen näher.
- Peter: Um Gotteswillen. Ich darf mich doch nicht treffen, im gespaltenen Zustand!
- Lars: Wäre ja auch gelacht!
- Peter: Aber was ist, wenn ich da bin?
- Lars: Na das habe ich noch gar nicht in Betracht gezogen. Genau. Was tue ich eigentlich, wenn du statt hier da bist. Oder vielleicht auch da bist? Soll ich dir sagen, kehre in dir, du stehst in Wirklichkeit gar nicht hier, du bist zweihundert Meter weiter, hinter der Kirche?
- Peter: Nein! Wenn ich da bin, spreche mich bloß nicht an!
- Lars: Wieso?
- Peter: Ich weiß nicht, wenn ich sehe, daß du mich dort siehst...
- Lars: Wirst du mich denn nicht sehen?
- Peter: Nein ich werde weg schauen, damit ich dich nicht sehen kann.
- Lars: Na das wird mir langsam zu Heikel. Na ich weiß es nicht. Du solltest von diesem Trip schleunigst herunter kommen, es scheint dir gar nicht gut zu gehen.
- Peter: Klar... und es wird nur noch schlimmer, wenn du nicht schnell dahin gehst.
- Lars: Ich weiß nicht, ob ich dich in deinem Zustand allein lassen soll. Was ist wenn du inzwischen abhaust und wieder zu Fuß losmarschierst, nach Hamburg zum Beispiel.
- Peter: Nein, nein so schlimm ist es jetzt nicht. Glaube mir es ist eine Kleinigkeit. Ein Witz. Gehe einfach hin, schaue ob ich da bin, komme bitte hierher zurück, sag mir ob ich da bin, und wir gehen essen, denn langsam bekomme auch ich Hunger.
- Lars: Ist in Ordnung. Ich gehe.

Erzähler: Lars geht nach links weg und Peter wartet mit großer Gelassenheit. Plötzlich rennt er nach rechts weg. Die Kirche bleibt alleine, mächtig und stark... der Hahn leuchtet goldig an der Turmspitze. Nach einer Weile rennt Peter zurück auf die Bühne. Er ist kurz außer Atem und schaut sich die Sterne und den Vollmond an. Er lächelt und scheint mit sich harmonisch zu sein. Dann schaut er auf die Erde, nimmt einen Kieselstein in die Hand und studiert ihn. Er vergleicht den Kieselstein mit dem Himmel und scheint über die Größe des Universum nachzudenken. Dann läßt er den Stein plötzlich fallen und wundert sich über die Gravitation. Dann tritt er gegen den Stein und er wundert sich was ein Mensch so bewirken kann. Er wendet sich in Richtung Lars, als er sein kommen von links hören kann.

- Peter: Na, da kommst du endlich. Und bin ich da?
- Lars: Du bist ein Schurke. Wie hast du das bloß fertig gebracht?
- Peter: Sag mir endlich, bin ich da, oder nicht?
- Lars: Ob du jetzt da bist, daß weiß ich nicht, aber du warst da...
- Peter: Aber du nimmst jetzt an, daß ich nicht da bin, weil ich jetzt hier bin.
- Lars: Hast du einen Zwilling?
- Peter: Meines Wissens nicht. Sag mal wie sah ich aus? War ich gut drauf?
- Lars: Woher soll ich das wissen, du hast weg geschaut.
- Peter: Vielleicht war ich das dann gar nicht!
- Lars: Vielleicht warst du das doch!
- Peter: Hast du mich nicht angesprochen, wie vereinbart?
- Lars: Nein, ich habe dich nicht angesprochen, du standest da und starrtest das Haus gegenüber der Bäckerei an.
- Peter: Ja. Ein schönes Einfamilienhaus aus dem Jahre 1904, aus Tuffstein, mit einem Dach aus mayener Schiefer, mit hohen decken und großen Räumen, der Eingang ist auf der rechten Seite mit zwölf Treppenstufen, zwei Säulen...
- Lars: Hallo, du bist jetzt wieder hier!
- Peter: Na hoffentlich. Was glaubst du eigentlich, wo ich jetzt bin. Hier, oder vor der Bäckerei?
- Lars: Mal ehrlich Peter, wie kann das sein, daß ich dich dort gesehen habe, wie hast du das gemacht?
- Peter: Was hast du geglaubt, daß ich dort bin, oder vor der Kirche hier?
- Lars: Ich wollte nicht glauben, daß du das bist.
- Peter: So. Tarnung. Du hast mich hier gesehen, dann dachtest du ich bin nicht dort. Dann hast du mich dort gesehen und du wolltest nicht glauben, daß ich dort war. Jetzt weißt du, daß ich hier bin und glaubst, daß ich nicht dort bin. Beweisen kannst du trotzdem nicht, daß ich nicht auch dort bin, denn du kannst nur hier sein und du siehst mich nur hier.
- Lars: Fang jetzt nicht wieder an!
- Peter: Du möchtest nicht umsonst nachgesehen haben, nicht war?
- Lars: Ich muß etwas essen.
- Peter: Die Voraussetzung für ein Verschwinden ist das Auffallen. Damit man weiß, du warst so eben noch da. Das klingt unverständlich, denn man von einem Attentäter eher Vorsicht als Auffallen erwartet. Nach dem Attentat fällt dann ein Phänomen auf: jemand ist auf verschiedenen Orten gleichzeitig gesehen worden. War das einer? Ein Attentat ist dann vorsichtig ausgeführt worden, wenn man danach nicht zu schnappen ist.
- Lars: Wo gehst du jetzt hin?
- Peter: Auf dem Zaun des Kindergartens ist unser Zeug. Wir holen es, denn wir getarnt essen werden.
- Lars: Sag bloß!
- Peter: Am sichersten ist man nicht zu bekommen, wenn man verschwindet. Verschwinden kann aber keiner. Verschwinden kann nur ein Phantom, jemand den es nicht gibt. Wenn man nicht gesucht wird, kann man nicht verschwinden, weil man nicht beachtet wird. Wenn man gesucht wird, ist man wohl aufgefallen und er wird beachtet. Verschwinden ist nicht einfach. Es ist wesentlich einfacher eine Vorstellung zu erzeugen, daß du verschwunden bist. Eine Vorstellung bei den Menschen zu erzeugen, die dich suchen. Wenn man dich nicht findet, glaubt man natürlich nicht, daß du verschwunden bist, man glaubt nur, daß du nicht aufzufinden bist. Wenn man dich dagegen an mehreren Orten gleichzeitig gesehen hat, kannst du besser verschwinden, denn sie sind gezwungen deine Spur überall aufzunehmen und sie zeigen alle in eine falsche Richtung. Die Schnüffler suchen und sie finden zu viele statt dem einen den sie suchen. Sie werden unsicher, wo der Gesuchte ist, denn er ist auf verschiedenen Stellen auf einmal gesehen worden. Wenn du überall bist, glaubt keiner, daß du überall bist. Sie glauben natürlich, daß du der eine von den vielen bist. Deshalb versuchen sie alle zu verfolgen, die gesehen worden sind, die wie deine Person aussehen. Keiner weiß, welcher der Täter ist. Manche fangen an zu zweifeln, daß auch nur einer von den Gemeldeten gewesen ist. Trotzdem versuchen sie „die Verdächtigen“ zu fangen, denn sie haben sonnst nichts. Später glauben sie nicht einmal, daß der den sie überall gesehen haben existiert. Sie wissen nicht wen sie in den vielen zu sehen haben. Sie vermuten schon fast eine Organisation, da sie an einem Phantom natürlich nicht glauben wollen. Sie denken am liebsten, es handelt sich um eine Person, dem viele ähnlich aussehen. Sie denken auch, Augenzeugen wollen den Gesuchten bloß gesehen haben. Diese Person, oder „die Organisation“ bist du aber nicht, denn du siehst anders aus. Damit bist du aber so gut wie verschwunden. In Wahrheit bist du noch da, aber für die Verfolger verschwindet der Gesuchte und das machst nicht du, das machen sie in ihrer Phantasie. Sie gehen alle Spuren nach und keine führt zu dir, denn sie verfolgten Menschen, die nicht existieren, sie verfolgten jemanden, den es nicht gibt. Denn du bist nicht blöde und hast dich in einer anderen Identität vermehrt sehen lassen, als deine. Du hast ein Paar selbst markiert, den Rest fand man selber. Deine Tarnreise beginnt. Für sie. Für dich ist die Sache erledigt.
- Lars: Warum muß du dich spalten?
- Peter: Damit Verwirrung entsteht.
- Lars.: Sie glauben trotzdem nicht daß jemand verschwunden ist, sondern daß dieser bloß nicht aufzufinden ist.
- Peter: Klar. Dieser jemand verschwindet nicht, aber du. Ob sie glauben, oder nicht.
- Lars: Wenn du nicht aufgefallen wärest, brauchtest du auch nicht zu verschwinden.
- Peter: Du fällst ja auch nicht auf, sondern ein Phantom, der du bist, aber doch nicht du bist denn er total anders ist.
- Lars: Aber vor der Bäckerei stand jemand, der aussah, wie du.
- Peter: Aus dem Grunde darf er auch nicht auffallen. Besser gesagt, wenn er auffällt, darf er nicht aussehen, wie ich.
- Lars: Denn du hast ein Attentat vor. Getarnt in einer anderen Person, der auffällt und sich vermehrt.
- Peter: - Nicht nur ich, wir haben vor...- der übrigens erst getarnt sich vermehrt und dann auffällt.
- Lars: Man baut einen Phantom, dem sie nachjagen können.
- Peter: Ja, und weil das ein Phantom ist, bekommen sie ihn auch nicht, denn du bist das nicht.
- Lars: Dann bist aber nicht du verschwunden, sondern jemand, den es gar nicht gibt.
- Peter: Na. Jetzt haben wir es. Gerade aus dem Grunde, daß er nicht existiert kann diese Person nur überhaupt verschwinden. Man hat einen Phantom gebaut. Wir lassen ihn nicht mehr erscheinen, wenn wir ihn nicht mehr brauchen, dann ist er plötzlich weg.
- Lars: Du wolltest doch verschwinden und kein anderer oder nicht?
- Peter: Von wegen. Ich kann nicht verschwinden. Verschwinden kann nur, wer nicht existiert. Bis er vorgestellt wird, ist er „existent“. Er wird vorgestellt, bis er gesehen wird. Außer mir weißt niemand, daß er ich bin. Für andere verschwindet er, für mich verschwinde ich. Brauche ich ihn nicht mehr, ist er weg. Für immer. Er kann nie gefunden werden. Mit ihm verschwindet meine Tat, denn sie war nicht meine, sondern seine Tat. Solange man nicht weiß, daß er ich gewesen bin. Mich hat niemand gesehen.
- Lars: Muß das so Aufwendig sein, ist es nicht besser nicht aufzufallen?
- Peter: Ein Attentat ist schon etwas, das auffällt, nicht war?
- Lars: Ich dachte man fällt schon vorher auf, damit man verschwinden kann. Unter Beachtung.
- Peter: Es ist eine Geschmacksfrage, wer vor dem Attentat oder danach als Phantom operiert. Ich persönlich würde di

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Peter Simon

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