Gründung der Internationalen Hermann Hesse Gesellschaft in Calw

 
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Diesmal gab es keine so langatmigen Diskussionen darüber, ob nun mit oder ohne Bindestrich – wie seinerzeit bei der Benennung des Calwer Gymnasiums nach der Stadt größtem Sohn. Ohne also kommt sie aus, die Internationale Hesse Gesellschaft, die sich just zum 125. Geburtstag des Dichters im Erdgeschoss des Hesse-Museums am Calwer Marktplatz konstituiert hatte. Ein „erstaunliches Phänomen“, nannte es der frisch gekürte Präsident der Gesellschaft, Baden-Württembergs ehemaliger Wissenschaftsminister, Klaus von Trotha, dass zwar schon seit längerem in vielen Ländern Hesse-Gesellschaften existieren, nicht aber in Deutschland.

Bewusst sei die Ausrichtung der neuen Vereinigung international, wobei es nun gelte Freunde, Förderer und Wissenschaftler zu gewinnen. Die Vizeposten im dreiköpfigen Präsidium nehmen Liselotte Schneider, Leiterin des Internationalen Studienkreises Baden-Württemberg, und der römische Germanistikprofessor Mauro Ponzi ein. Vermutlich angesichts des erwarteten Arbeitsanfalls berief die Gesellschaft gleich zwei Geschäftsführer: Helmut Nagel, den Direktor der Lehrerfortbildungsakademie in Calw, und den noch amtierenden Calwer Kulturdezernenten, Uli Rothfuss. Mehrere ausländische Hesse-Forscher geben der Gesellschaft Glanz, darunter der Hesse-Biograph Ralph Freedman aus den USA; Adrian Hsia, der im kanadischen Montreal Germanistik lehrt: der Leiter der Hermannn-Hesse-Bibliothek in Mokwon/Korea, Soon-Kil Hong; Ramesh Adhikari, der Vorsitzende der nepalesischen Hermann-Hesse-Gesellschaft und der ungarische Hesse-Herausgeber Geza Horvath. Honoratioren aus der Calwer Region ergänzen den Gründungszirkel. Bemerkenswert immerhin bei der neuen Gesellschaft das Fehlen – bislang wenigstens – renommierter deutscher Hesse-Experten. Doch derer wird es bedürfen, wenn tatsächlich – wie geplant – insgesamt acht Arbeitsbereiche den erhofften Wirkungsgrad erzielen sollen: Planung und Grundsatz; Verwaltung und Organisation; Kultur und Programme; museumspädagogische Entwicklungen und Vernetzung; Hesse-Kolloquien; Jugend und Schule; Hesse-Institut; Internationale Kooperationen.

Als wesentliches Ziel betrachtet Geschäftsführer Nagel, der bis dato unter anderem auch als Geschäftsführer des Hesse-Kolloquiums amtierte, die „Förderung der Auseinandersetzung mit Person und Werk Hermann Hesses“, „insbesondere die Pflege des interkulturellen Dialogs unter Anknüpfung an das Werk Hermann Hesses.“ Es gebe Überlegungen, Vorträge, Tagungen, Foren, Kolloquien, Arbeitsgespräche und Studienfahrten zu organisieren, auch kümmere sich die Gesellschaft um den interdisziplinären und internationalen Austausch von Forschungsergebnissen in Bezug auf Hesse.

Trotz Nachfrage gab sich Nagel bedeckt, was die notwendige Finanzierung der Gesellschaft und ihrer ins Auge gefassten Arbeit anbetrifft. Zwei Dauersponsoren, die er aber „nicht outen“ wolle, seien schon gewonnen worden; ansonsten werde auf spezielle Sponsoring-Verträge, Stiftungen, Vermächtnisse und Erbschaften gehofft. Calws Oberbürgermeister Werner Spec sagte zwar personelle und finanzielle Unterstützung seitens der Stadt zu, doch damit wird sich dieses „Start up-Unternehmen“ (von Trotha) kaum längere Zeit über Wasser halten können. Die Internationale Hermann Hesse Gesellschaft wird also zunächst einmal sich der profanen Tätigkeit der Geldbeschaffung widmen müssen.

Sebastian Giebenrath

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