Mit Dichtern in die Ferne schweifen
Über Ägypten und Indien, Fernost und Amerika bis nach Zentralafrika führt die Reise, auf die uns Werner Huber mitnimmt: Er hat neun Dichter begleitet – Rilke und Frisch, die Bachmann, Hesse, Somerset Maugham, Gide, Stefan Zweig, Simone de Beauvoir und Hemingway –, was dabei herausgekommen ist, ist nicht nur eine Traumreise in ferne Länder und Lebenswelten, sondern auch ein beeindruckendes Dokument der Seelenzustände der Reisenden:
Rilke verdankt dem Steinungeheuer ein seltsames Erlebnis. Er geht bei Sonnenuntergang hin, sieht die Pyramiden im Abendrot verglühen und den Mond aufsteigen. Vor den mächtigen Tatzen des zwanzig Meter hohen Fabelwesens sucht er sich einen Platz im Sand und liegt in seinen Mantel gehüllt, erschrocken, namenlos teilnehmend, da. Ich weiß nicht, ob mir jemals mein Dasein so völlig zum Bewußtsein kam, wie in jenen Nachtstunden, in denen es allen Wert verlor: denn was war es gegen dies alles? … hier erhob sich ein Gebild, das nach dem Himmel ausgerichtet war; an dem die Jahrtausende nichts wirkten als ein wenig verächtlichen Verfall, und es war das Unerhörteste, daß dieses Ding menschliche Züge trug … Mit einem Mal fliegt hinter dem Haupt der Sphinx eine Eule auf und streift in weichem Flug ihr Angesicht, unbeschreiblich hörbar in der reinen Tiefe der Nacht. Erschaudernd über den magischen Augenblick bleibt Rilke zurück.
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Werner Huber ist Physiker und lernte durch seine Arbeit zahlreiche Länder und Kulturen von Amerika bis Japan kennen. Daraus erwuchs sein Interesse an Themen der Kulturgeschichte, Literatur und Psychologie, die er in zugleich erkenntnisreichen wie fesselnden Büchern einer breiteren Leserschaft vermittelt.