Verbindung von Kunst und Poesie

 
 Das Foto zeigt links den Fotografen van Limbergen und rechts den Hesse-Experten Schnierle-Lutz mit einem Original von „Piktors Verwandlungen“
 

CALW. Ob harziger Duft oder kühlende Schatten, die Flechtenfarben auf schrundiger Borke, sanftes Blätterlispeln im Sommerhauch oder gewaltiges Orgeln im Herbsturm, ob schmaler, himmelwärts strebender Obelisk oder weitausladend knorriges Geäst , wie jenes, an dem Absalom mit seinen Haaren hängenblieb – Bäume jeglicher Sorten haben auf Menschen schon seit Urzeiten eine besondere Anziehungskraft ausgeübt, nicht nur auf Bildkünstler, Literaten und Dichter, auf die jedoch in besonderem Maße.

Was Wunder also, dass der von Kindheit an mit der Natur besonders intensiv verbundene Hermann Hesse sowohl in seiner Lyrik als auch in seiner Prosa immer wieder das Wesen der Bäume umkreiste. Nicht nur das Düster der Tannenwälder rings um des Dichters Geburtsort Calw fand poetischen Niederschlag; auch die sonnendurchfluteten Platanendächer und die Zypressenkämme in Hesses Tessiner Wahlheimat Montagnola sind vielfach im Dichterwort festgehalten worden. In Bäumen sah Hesse Symbole für „alles Wachstum, alles triebhaften, naturhaften Lebens, aller Sorglosigkeit und geilen Fruchtbarkeit.“

Nun wartet das Calwer Hermann-Hesse-Museum auf mit einer kleinen, aus Gedichten und Fotos fein komponierten Ausstellung, die sich dem Thema Bäume widmet. Zwei Teile sind es, die dieser Ausstellung ihr besonderes Gepräge geben. Zum einen hat der renommierte Fotokünstler Pieter Jos van Limbergen eine Reihe eindrucksvoller Bilder geschaffen, die sowohl markante Einzelbäume als auch ganze Baumlandschaften, Alleen oder das entblätterte Netzwerk von Geäst zeigen. Weht geradezu Frühlingskühl aus dem einen, von blankgewaschenen Blautönen dominierten Bild, so verführt ein anderes das Auge mit der goldtonigen Wärme des Herbstlaubs.

Aufgenommen worden sind die Fotos im quadratischen Mittelformat und sehr sorgfältig nachbearbeitet, so dass den Kenner schon allein die vorzügliche Druckqualität begeistern mag, ganz unabhängig von den wunderschönen Motiven, für die sich der Fotograf teils unmittelbar von Hesse-Gedichten inspirieren ließ, teils ein passendes Poem dazu ausgesucht hat. All diese Gedichte sind, ebenfalls gerahmt, neben und zwischen die Fotostrecke gehängt.

Der zweite, nicht minder anziehende Teil der Ausstellung in Calw präsentiert drei von Hesse selbst illustrierte Ausgaben seines Märchens „Piktors Verwandlungen“. Dem Kurator und Hesse-Spezialisten Herbert Schnierle-Lutz ist es gelungen, zwei Faksimiles und ein Original dieser von Hesse unterschiedlich aquarellierten und in einem Fall sogar handschriftlichen Fassung des Märchens herbeizuschaffen. Nicht nur Hesse-Freunde werden ihre Freude haben an dieser poetischen und augenschmeichlerischen Ausstellung.

Sebastian Giebenrath

Die Ausstellung im Calwer Hermann-Hesse-Museum am Marktplatz dauert bis Sonntag, 28. Juni 2009
Öffnungszeiten: täglich von 11 bis 17 Uhr, montags geschlossen

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