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Der Pilger – eine Ballade

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Ihm war, als hätte er im Traum
auf einem Weg am Waldesrand
im Hain versteckt an einem Baum
ein fein gewirktes Band gefunden,

das ihn an seinen Traum gebunden.
Darauf in goldnen Lettern stand:
Ich wart auf dich,
komm, finde mich.

Der Tag begann, der Traum vergeht,
doch sitzt die Sehnsucht tief.
Auch wenn der Zauber jetzt verweht,
ist aufgewacht, was lange schlief.

Noch traumumfangen rüstet er zur Reise,
ein Suchender scheut jede Hast
und sich beschränkend sucht er weise
nur dies und das, was für die Rast


ihm tauglich schien und da besann
er sich des Buchs, vor langer Zeit gelesen,
vom cherubinischen Wandersmann,
zu einer Zeit, da er noch jung gewesen

und er brach auf
zum Pilgerlauf.

Auf seinem Weg erblickte er den Hagen
und in der Ferne auch den Hain
Er spricht: Wohlan, ich will es wagen
und nähert sich dem goldnen Schein,

der aus der Weite ihn entzückt,
die Sehnsucht regt sich in ihm leise,
in Herz und Seele tief beglückt
erhofft er sich ein End der Reise

und er betrat den Hain,
die Bäume wiegten leise
ihm ein Willkommen zu
der ihn geführte helle Schein

versprach ihm die ersehnte Ruh.
Er fand den Quell im Dämmerlicht,
da murmelte der Brunn ihm zu:
das was du suchst – hier ist es nicht.

Die Sehnsucht, die ihn hergetrieben,
sie gab dem Zweifel, zaghaft, Raum,
doch in Erinnerung geschrieben
stand jener Satz aus seinem Traum:

Ich wart auf dich,
komm, finde mich.

Vom Quell erfrischt und nach der Nacht,
die er im Schutze von drei alten Eichen
in tiefem Schlafe hat verbracht,
entschloss er sich, dem Ruf nicht auszuweichen

und setzte seine Reise fort.
Sie führte auf verschlungnen Wegen
an einen ferngelegnen Ort,
der ganz verträumt am Meer gelegen.

War hier das Ziel, das er erträumt,
das er so inniglich begehrt,
das ihm die Sehnsucht hochgeschäumt
und das er bisher fand verwehrt?

In einer Pilgerklause,
da ruhte er sich aus,
doch nach gemessner Pause,
da zog es ihn hinaus.

Der Ruf, der ihn hierher geführt
-noch hallte nach der Klang-
er hatte an sein Herz gerührt,
es tönte wie Gesang:

Ich wart auf dich,
komm, finde mich.

Und jener Zweifel, der im Hain erwacht,
ob dieses Ziel wär zu erreichen,
er hat ihn jetzt dazu gebracht,
Zweifel und Sehnsucht zu vergleichen.

Die Waage neigte sich zur Sehnsucht hin
und sein Entschluß war jetzt gefasst,
der Sehnsucht folgen war Gewinn,
des Zweifels Drängen war verblasst.

Im Morgenrot brachte ein Boot
ihn weit hinaus auf´s Meer,
die Weite linderte die Not
doch schmälerte nicht sein Begehr

den Quell der Sehnsucht zu benennen.
Das Meer, das zeitlos will bestehen,
das ließ ihn das Gesetz erkennen:
Leben ist Werden und Vergehen.

Und jede Welle leise zu ihm spricht:
das, was du suchst, hier ist es nicht.

Nach langer Fahrt und rauer See
ist endlich Land in Sicht,
auf fernen Bergen glänzt der Schnee,
der Pilger sieht ein schwaches Licht

und er schöpft Mut, fühlt neue Kraft entstehen
auch wenn das Alter ihn bedrängt,
will diesen Weg er auch noch gehen
hin auf den Berg – vom Ruf gelenkt:

Ich wart auf dich,
komm, finde mich.

Der Weg war steil, der Weg war lang,
das Alter forderte Tribut,
dem Pilger wurd´s im Herzen bang,
doch spürte er in sich noch Glut.

Sie trieb ihn auf den Berg hinauf,
das Gipfelkreuz kam schon in Sicht.
Hier endete der Pilgerlauf,
das Kreuz erstrahlt im Abendlicht.

Und um das Kreuz gebunden fand
der Pilger wiederum ein Band
wie aus dem Traum und darauf stand

ein Satz den er heraufgetragen
und den er nun besann -
die Antwort auf all seine Fragen
aus dem cherubinischen Wandersmann:

Halt an, halt an, wo läufst du hin?
Der Himmel ist in dir, der Himmel ist in dir,
suchst du ihn anderswo,
du fehlst ihn für und für.

Nun war der Sehnsucht Drang gestillt,
tief atmete er aus,
sein Leben hatte sich erfüllt,
er war zuhaus.

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minnesaenger

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