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Beim Abendbrot 1941

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Szene: Frau (Hilde) und Mann (Hans) am gedeckten Tisch, Hilde liest Zeitung, Hans löffelt seine Suppe

F: Ungeheuerlich dies Spiel
Hat doch nur ein einz’ges Ziel
Schlag doch mal die Zeitung auf,
Wirf ein kritisch Auge drauf.

M: Sei doch leise dumme Gans.
Weißt du nicht mehr Schulzes Hans?!
Ja, den haben sie erwischt,
Weil er brühwarm aufgetischt
Hat, was and’re still nur denken,
Trotzdem vor dem Hitler senken
Sie ihr Haupt und ihren Stolz.

F: Hans, so sei doch nicht von Holz.
Hebst doch auch den rechten Arm
Tönt auf dem Platz der Marschalarm,
Trampelst im Gleichschritt nebenher,
Klagst über Last und das Gewehr.

M: Steck mich nicht ins Tintenfass.
Was du willst?! Ich mach doch was.
Hörtest du mich einmal singen?
Und den Schlagstock dazu schwingen?
Nein, bei meinem Leben, nein.
Nie sing ich solche Schweinerein

F: Damit ist jenen nichts getan,
Die untergeh’n im Naziwahn,
Sind unschuldig dort hinterm Zaun,
Aus Stacheldraht mit Strom, und schau’n .
So leidvoll auch ihr Blick verbleicht,
Doch keines Führers Herz erweicht.
Sie schmachten und sie siechen hin.
So wahr ich eine Deutsche bin.

M: Hilde, nun ist’s aber aus.
Du weckst ja noch das ganze Haus.
Iss ’nen Bissen Abendbrot
Und stell dich wie wir alle tot.

(Hans steht auf, geht ab)

F: Pah, von wegen tot mich stellen.
Ich werd mich nie zu euch gesellen.
Lieber sterb’ ich Hand in Hand
Mit Opfern und zum Unterpfand
Für Solidarität, das Ende
(Von)Hitlers Macht, jetzt kommt die Wende.

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das_Zottel

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