Hermann Hesses humoristische Seite frei gelegt
Lars Jung
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Calwer Dichter aus streng pietistischem und lustfeindlichem Elternhaus hatte in der Tat eine witzige Seite, die viel zu wenig bekannt ist. Der zeitlebens an Weltschmerz leidende und von starken Selbstzweifeln gequälte Hesse konnte mit lächelnder Selbstironie neben sich stehen und dies mit Leichtigkeit zu Papier bringen. Vielleicht braucht es auch einen wie Lars Jung, den Dresdner Staatsschauspieler, der die entsprechenden Stellen in Hesses großem Werk nicht nur aufstöbert, sondern auch entstaubt. Von falschem Pathos befreit und ohne die ernsthafte Getragenheit, die viele Rezitatoren den Hesse-Texten angedeihen lassen, ließ Jung einen Hesse lebendig werden, dem der Schalk aus der Feder sprühte. Einer, der dem Ernst des Lebens eigensinnig widerstand und selbst den Katastrophen des Alltags noch eine lustige Seite abgewinnen konnte – wie zum Beispiel dem ersten Literaturabend von Querburg, der für den Dichter zu einem blamablen Desaster wurde. Die beeindruckend schöne Sprechstimme von Lars Jung, völlig unverstärkt und doch saalfüllend, wurde lautmalerisch unterstützt von Cornelia Schumann (Viola) und Thomas Mahn am Klavier. Das Publikum dankte mit lang anhaltendem Applaus und wurde mit einer Zugabe belohnt.