Die Welt im Buch, Buchvorstellung und Vortrag

Update: Hier gibt es einen Artikel über den Vortrag im Wiesbadener Kurier.

 
Literaturhaus Villa Clementine in Wiesbaden
 

Im Mai 2002 erscheint der dritte Band der Edition „Die Welt im Buch“, die den noch ubekanntesten Teil von Hermann Hesses Werk und den gewiß interessantesten Bereich seines umfangreichen Nachlasses erschließt: die nahezu 3000 Buchbesprechungen und Aufsätze zur Literatur. Der 800 Seiten starke Band wird die Rezensionen sowie Vor- und Nachworte zu den von Hesse besorgten Auswahlbänden seiner Schriftstellerkollegen (z.B. Jean Paul, Schubart, Salomon Gessner, Achim von Amim, Hölderlin, Swift) der Jahre 1917 – 1925 erhalten. Neben den literarischen Arbeiten von Ernst Weiß, Franz Kafka, Georg Heym, Trakl, Werfel, Däubler, Arp u.a. nimmt er regen Anteil an den Kunstwerken expressionistischer Maler wie Emil Nolde, Schmidt-Rottluff, Ernst Ludwig Kirchner etc.

Das Spektrum dessen, was Hesse in seinen Buchbesprechungen wahrgenommen und mit der ihm eigenen Prägnanz zu vermitteln verstand, ist außerordentlich vielseitig. Nicht nur in seinem eigenen Gebiet, der Belletristik, ist sein Urteil und Witterungsvermögen von so kongenialer Treffsicherheit, daß er, wenn nicht als Entdecker, so doch als frühester Förderer vieler Autoren gelten kann, die inzwischen aus der Literaturgeschichte unseres Jahrhunderts nicht mehr wegzudenken sind (z.B. Robert Walser und Franz Kafka). Auch auf dem Gebiet der kulturhistorischen, philosophischen und psychoanalytischen Neuerscheinungen, den Publikationen über Musik und Malerei, der Jugend-, Märchen-, Sagen- und Reiseliteratur, der Vermittlung orientalischer und asiatischer Traditionen erweist sich Hesse als ein Entdecker von geradezu enzyklopädischer Belesenheit.
Hinzu kommt, daß seine Rezensionen alles andere sind als trockene Sekundärliteratur. Sie sind erzähltes Leben, ständiges Vergleichen eigener Erlebnisse mit den Erfahrungen anderer, ob es nun Zeitgenossen sind oder längst verstorbene und zu Unrecht vergessene Kollegen. Auch als Literaturkritiker bleibt Hesse das, was ihn als Dichter ausmacht: „Das Positive zu sehen und zu betonen“, schreibt er 1934 dem Psychoanalytiker C. G. Jung, „schien mir immer die Hauptaufgabe dessen, der zwischen Lesern und Büchern vermittelt. Darum habe ich auch nur ganz wenige Male in meinem Leben öffentlich getadelt. Ist nichts zu loben, schweige ich.“

Dieses Kriterium, durch Selektion hervorzuheben, bedeutet aber nicht, daß seine Empfehlungen unkritisch sind. Denn immer sagt er genau, warum und worin sich das besprochene Buch positiv, ja antagonistisch von dem unterscheidet, was gerade Konjunktur hat. Hermann Hesses Rezensionen sind damit ein ganz wesentlicher Bestandteil seiner zeit- und kulturkritischen Schriften und bestätigen noch heute Kurt Tucholskys 1931 formuliertes Urteil: „Hesses Buchkritiken haben zur Zeit in Deutschland kein Gegenstück. Aus jeder Buchkritik Hesses kann man etwas lernen, sehr viel sogar.“

Vorträgen von Marco Schickling (26) beizuwohnen, ist immer angenehm und interessant. Ich werde auf jeden Fall vor Ort sein und vielleicht einen kleinen Nachbericht abliefern.

Noch ein paar Daten:

 
Klick zum Vergrößern Wegbeschreibung zum Literaturhaus Villa Clementine in Wiesbaden
 

Mittwoch, 22.05.02, 20 Uhr
Villa Clementine
Frankfurter Str. 1 / Ecke Wilhelmstraße
65183 Wiesbaden
Telefon: 0611 / 31-5020
Eintritt: 5 €

Veranstalter: Buchhandlung Vaternahm in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt Wiesbaden
Literaturhaus Clementine, Wilhelmstraße/Ecke Frankfurter Straße
Weitere Infos auch unter: www.wiesbaden.de

Bibliographie:

Hermann Hesse: Die Welt im Buch. Leseerfahrungen III.
Rezensionen und Aufsätze aus den Jahren 1917-1925. In Zusammenarbeit mit Heiner Hesse und Marco Schickling, herausgegeben von Volker Michels. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2002.
Ca. 800 Seiten. Leinen.

Autor:in

timo

Gründer und Betreiber von hhesse.de seit 1998

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