„Unterm Rad“ – eine Calwer Geschichte

 
 Hermann Hesse-Museum der Stadt Calw
 

Im Herbst 1905 erschien im S. Fischer Verlag in Berlin erstmals Hermann Hesses „Unterm Rad“ in Buchform. Hauptschauplätze der großen Erzählung sind Kloster Maulbronn sowie Calw, die Heimatstadt des Dichters. Dies ist für das Hermann-Hesse-Museum der Stadt Calw Anlass, das Werk in einer kleinen Sonderausstellung näher zu beleuchten.

Eine Hauptattraktion der kleinen Sonderausstellung im Foyer im 2. Stock des Museums ist dabei das Illustrationswerk zu „Unterm Rad“, das der mit Hermann Hesse befreundete Maler und Illustrator Gunter Böhmer in den 80er-Jahren geschaffen hat. Dieses ist im Besitz der Böhmer-Stiftung der Stadt Calw und wird nun bis April 2005 der Öffentlichkeit zugänglich sein. Es besteht aus acht ganzseitigen Tuschlavierungen zu Szenen des Werkes sowie acht freien, zum Teil aquarellierten Paraphrasen.

Ergänzend dazu hat der Hesse-Kenner und Literaturpädagoge Herbert Schnierle-Lutz im Auftrag des Museums drei Vitrinen gestaltet, in denen Aspekte der Entstehung und Wirkung von „Unterm Rad“ dokumentiert und veranschaulicht werden.
Es wird dabei u.a. der Frage nachgegangen, was in dieser Erzählung, in der Hermann Hesse Ereignisse seiner Schul- und Jugendzeit verarbeitet hat, wirklich autobiografisch ist und was Hermann Hesse dichterisch frei hinzugefügt hat.

In einer anderen Vitrine werden mit historischen und heutigen Fotos die Hauptschauplätze des Werkes in Maulbronn und besonders in Calw gezeigt. Dadurch entsteht zugleich ein interessanter Bildvergleich zwischen dem Calw vor 1900 und dem heutigen.
Eine dritte Vitrine dokumentiert das literarische Umfeld von „Unterm Rad“. Es erschienen damals eine ganze Reihe von Erzählungen und Romanen, die deutliche Verwandtschaftsmerkmale mit Hesses Jugendwerk aufweisen. Diese werden von der Literaturwissenschaft unter dem Begriff des „Adoleszenz-Romans“ zusammengefasst. Zwei dieser Werke, deren Verfasser Hesse auch persönlich kannte: der „Hanno“-Teil aus Thomas Mann „Buddenbrooks“ sowie die Lebensgeschichte „Freund Hein“ des 1866 in Pforzheim geborenen Emil Strauß, werde dabei vergleichend zu „Unterm Rad“ vorgestellt.
Diese literaturpädagogischen Aufbereitungen machen die Ausstellung auch besonders für Schüler und Klassen interessant, die „Unterm Rad“ lesen wollen (oder „müssen“).

„Unterm Rad gehört zu den meistgelesenen Werken Hesses. Die deutschsprachige Auflage beträgt mittlerweile über zwei Millionen. Außerdem wurde es in 26 Sprachen übersetzt. In Japan, das nach wie vor ein sehr strenges Schulsystem besitzt, ist die Geschichte über das Leben und Sterben eines Schülers bereits seit Jahrzehnten das meistgelesene Buch eines deutschsprachigen Schriftstellers.
Die Ausstellung „100 Jahre Unterm Rad“ ist im Calwer Hermann-Hesse-Museum vom 12. November 2005 bis Ende April 2006 zu sehen.

Autor:in

timo

Gründer und Betreiber von hhesse.de seit 1998

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