Mailied

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Wie herrlich leuchtet
mir die Natur!
Wie glänzt die Sonne!
Wie lacht die Flur!

Es dringen Blüten
aus jedem Zweig
und tausend Stimmen
aus dem Gesträuch.

Und Freud und Wonne
aus jeder Brust.
O Erd, o Sonne!
O Glück, o Lust!

O Lieb, o Liebe!
So golden schön,
wie Morgenwolken
auf jenen Höhn!

Du segnest herrlich
das frische Feld,
im Blütendampfe
die volle Welt.

O Mädchen, Mädchen,
wie lieb ich dich!
Wie blinkt dein Auge!
Wie liebst Du mich!

So liebt die Lerche
Gesang und Luft,
und Morgenblumen
den Himmelsduft,

wie ich dich liebe
mit warmem Blut
die du mir Jugend
und Freud und Mut

zu neuen Liedern
und Tänzen gibst.
Sei ewig glücklich,
wie du mich liebst!


Wann schrieb Johann Wolfgang von Goethe "Mailied"?

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"Mailied" vorgetragen auf YouTube

Wissenswertes

  • Es wird der Natur-, Liebes- und Erlebnislyrik zugerechnet.
  • Es besteht aus neun Strophen zu je vier Versen.
  • In früheren Veröffentlichen wurde es auch "Maifest" genannt.
  • "Mailied" gehört zu der Gedichtsammlung "Sesenheimer Lieder", die entstand, als Goethe 1770/-71 in Straßburg und im elsässischen Sessenheim war.
  • Goethe verarbeitet in "Mailied" die kurze aber leidenschaftliche Romanze mit der elsässischen Pfarrerstochter Friederike Brion.
  • Es wurde von Beethoven in Op. 52 No. 4 vertont.

Quelle: Johann Wolfgang von Goethe, Sämtliche Gedichte*
Insel Verlag, 2007