Böser Geist
„Einmal einen Menschen töten! Einen hilflosen Menschen blutig abschlachten und sich an seinem Wimmern erfreuen, das seine letzte Kraft hervorbringt – welches Gefühl dich durchdringen muss, wenn ein Mensch vor deinen Augen sein ganzes Leben mit unwürdigen Lauten beendet. Unwürdig.“ Es war nur ein Traum – ein gewünschter Albtraum; doch jetzt erwacht man. Das Leben hat einen zurück. Manchmal ist es, als endet das Leben abends mit dem letzten Augenzwinkern und beginnen tut es erst wieder, wenn die Lieder mit ihrem Aufschlag einen neuen Tag begrüßen – als pausiere das Leben in der Nacht. Doch der Gedanke ist neu und deswegen befremdlich. Zum Glück wurde der Albtraum überwunden und ein neuer Tag beginnt. Man steht aus dem Bett auf und schlüpft aus der abwechslungsreichen, fremden Traumwelt in den Alltag – jeden Morgen im ganzen Leben.
Es ist immer derselbe Prozess, es ist immer der Alltag. Die Radiostimme begrüßt mit unehrlichem Humor (wer wagt es denn ehrlich zu lachen?) oder die Familie nimmt aus Gewohnheit mit flachem Geschwätz wahr, dass man erwacht ist. Jeden Morgen ist die Welt neu und du wählst am Kleiderschrank zwischen Streifen oder Karos, zwischen Jeans oder Kort. Trostloser Tag – nicht meiner! – deswegen sehr befremdlich. Auf dem Tagesplan stehen Aufgaben, die dringlich gelöst werden müssen, Termine, die durch ihre einmalige Wichtigkeit bestechen: Betriebsversammlung oder Klassensprecherwahl, die Matheaufgabe oder das Staatsexamen – im Jetzt gibt es nichts Wichtigeres. Was ist das Jetzt und wo ist derjenige, der die Abstufungen der Priorität macht? Die Fragen stellen sich gar nicht, doch die Antwort ist am Kreuz gestorben. Behauptet man. Auch am Kreuz sterben Menschen die gefragt und gedacht haben. Ihre Bilder sind so zahlreich und allabendlich wie deine Selbstzweifel. Doch es gibt Antidepressiva. Es gibt eine Wirtschaft, die dir hilft. Mit der richtigen Dosis an gesehenen Toten - für die kein Mitleid bleibt - an neusten Aktienkursen und an Vitamin C legt man sich schlafen, nachdem der Tag aus dem Kalender gestrichen ist. Im Traumland träumt man diesmal nicht von Würde und Unwürde und man hat keinen Albtraum. Man träumt – nein – man wünscht sich nur brennende Straßen, zivilen Ungehorsam und erzürnte Väter. Mit einem Lächeln, ohne den allmorgendlichen Witz gehört zu haben, erwacht man dieses Mal. Das Lächeln ist der Ausdruck von zutiefst empfundener Wut. Dieser Tag ist seltsam. Die Welt an diesem Tag ist seltsam. Auf einmal erfahre ich, dass mein jüngerer Bruder eigentlich mein Opa ist. Außerdem wächst eine Lotusblume aus meiner Toilette. Ob das alles etwas damit zu tun hat, dass ein Jesus ähnlich sehender Mann auf offener Straße am frühen Morgen Tafeln zerbricht? Es sind neue Gedanken und deswegen befremdlich – nicht weiter erwähnenswert. Dämonen sind es, die in neuem Streben lauern.
Es ist immer derselbe Prozess, es ist immer der Alltag. Die Radiostimme begrüßt mit unehrlichem Humor (wer wagt es denn ehrlich zu lachen?) oder die Familie nimmt aus Gewohnheit mit flachem Geschwätz wahr, dass man erwacht ist. Jeden Morgen ist die Welt neu und du wählst am Kleiderschrank zwischen Streifen oder Karos, zwischen Jeans oder Kort. Trostloser Tag – nicht meiner! – deswegen sehr befremdlich. Auf dem Tagesplan stehen Aufgaben, die dringlich gelöst werden müssen, Termine, die durch ihre einmalige Wichtigkeit bestechen: Betriebsversammlung oder Klassensprecherwahl, die Matheaufgabe oder das Staatsexamen – im Jetzt gibt es nichts Wichtigeres. Was ist das Jetzt und wo ist derjenige, der die Abstufungen der Priorität macht? Die Fragen stellen sich gar nicht, doch die Antwort ist am Kreuz gestorben. Behauptet man. Auch am Kreuz sterben Menschen die gefragt und gedacht haben. Ihre Bilder sind so zahlreich und allabendlich wie deine Selbstzweifel. Doch es gibt Antidepressiva. Es gibt eine Wirtschaft, die dir hilft. Mit der richtigen Dosis an gesehenen Toten - für die kein Mitleid bleibt - an neusten Aktienkursen und an Vitamin C legt man sich schlafen, nachdem der Tag aus dem Kalender gestrichen ist. Im Traumland träumt man diesmal nicht von Würde und Unwürde und man hat keinen Albtraum. Man träumt – nein – man wünscht sich nur brennende Straßen, zivilen Ungehorsam und erzürnte Väter. Mit einem Lächeln, ohne den allmorgendlichen Witz gehört zu haben, erwacht man dieses Mal. Das Lächeln ist der Ausdruck von zutiefst empfundener Wut. Dieser Tag ist seltsam. Die Welt an diesem Tag ist seltsam. Auf einmal erfahre ich, dass mein jüngerer Bruder eigentlich mein Opa ist. Außerdem wächst eine Lotusblume aus meiner Toilette. Ob das alles etwas damit zu tun hat, dass ein Jesus ähnlich sehender Mann auf offener Straße am frühen Morgen Tafeln zerbricht? Es sind neue Gedanken und deswegen befremdlich – nicht weiter erwähnenswert. Dämonen sind es, die in neuem Streben lauern.