← Zurück zur Übersicht

Regenbogen

Share
Du bist die Sonne,
Ich bin die Wolkenbank.
Du riechst nach Rosen,
Ich bin der Brandgestank.
Ich bin die Schwermut,
Du bist die Zuversicht.
Ich bin das Schweigen,
Du aber ein Gedicht.
Du bist das Leben,
Ich bin die Todesangst,
Schwelge im Dunkel,
Wo du nach Licht verlangst.

Du bist die Heldin,
Ich bin der Meuchelmord.
Wo ich ihn sähe,
Jagst du den Kummer fort.
Du bist der Friede,
Ich bin der Schlachtgesang.
Du bist die Harfe,
Ich bin der Trommelklang.
Wo ich sie schlage,
Heilst du die Todeswund‘,
Wo ich verletze,
Machst du das Herz gesund.

Ich bin der Henker,
Du die Verteidigung.
Du bist das Trostwort,
Ich die Beleidigung.
Du bist die Neugier,
Ich bin die Müdigkeit.
Du bist Versöhnung,
Ich aber Zank und Streit.
Du bist das Lachen,
Ich bin ein Tränenmeer.
Ich bin der Abschied
Und du die Wiederkehr.

Du bist die Amsel,
Weil ich der Habicht bin.
Du bist die Klarheit,
Ich bin der Widersinn.
Du bist die Tulpe,
Ich bin ein toter Baum.
Ich bin ein Albdruck,
Du bist ein Blütentraum.
Du bist ein Herden-,
Ich bin ein Steppentier.
Leben und Sterben,
Sonne und Mond sind wir.

Manchmal nur steh’n wir
Beide am Himmelszelt,
Sehen einander,
Trotzen dem Lauf der Welt,
Kommen uns nahe,
Gehen im Ander’n auf,
Und alle Sterne
Leuchten für uns zuhauf.
Du wirst zu Regen,
Ich werde Sonnenschein.
Als Regenbogen
Woll’n wir vereinigt sein!

Autorentreff-Newsletter

Lass dich per E-Mail über neue Beiträge informieren.

Loading

Autor:in

Goldmund1995

Geboren wurde ich am 19.06.1995 in Northeim, Niedersachsen. Momentan lebe ich in Marburg und bin Autor mehrerer Gedichtbände. In meiner künstlerischen Arbeit bin ich bestrebt, eine Renaissance ohne Rückschritt zu vollziehen, also der Lyrik wieder zu dem Glanz zu verhelfen, den sie einmal hatte und der ihr in Zeiten von Poetry Slam und ähnlichen Auswüchsen oft abhanden kommt. Dabei fällt auf, wie tief Gedichte bei Livelesungen in die Seelen der Zuhörenden einzudringen vermögen, selbst wenn diese vorher dies niemals vermutet hätten. Solange man selbst um eine gewisse objektiv nachweisbare Qualität bemüht ist und nicht versucht, es den falschen Leuten recht zu machen, kann die Tätigkeit als Lyriker eine äußerst erstrebenswerte sein. Hätte Hermann Hesse diese Meinung nicht geteilt, gäbe es diese Seite nicht.

Du schreibst selbst Gedichte?
Veröffentliche dein Gedicht im Autorentreff von hhesse.de.

Kommentare

Subscribe
Notify of
2 Comments
Oldest
Newest Most Voted
Inline Feedbacks
View all comments
Lyriker
7 hours ago

Sie haben Antagonismen gebildet. Sie bekommen von mir ‘nen Kommentar, aber quasi ohne explizite Wertung. 1-5? Ich weiß nicht, wie ichs bewerten sollte. Auf mich hat Ihr Gedicht den Eindruck eines Ergusses gemacht, weniger den eines „herkömmlichen“ Gedichtes. (Sofern es solches gäbe; ich meine, um Ihr Gedicht hervorzuheben.) Die Frage, die sich nach diesen Gegenüberstellungen stellt, ist: Wer ist zu beneiden, das „Herdentier“ oder das „Steppentier“? Die apollinische, oder die dionysische Seite? (Wobei bisweilen die Zweite sich etwas schäbig der ersten gegenüber darstellte, vermutlich auch, um sich etwas abzuwerten und Sehnsucht und Verlangen nach der ersten Seite hervorzuheben und dadurch… Read more »

Lyriker
6 hours ago

Bemerkung: Der ‘Seitenwechsel’ dieser zwei Seiten zum Schluss hin auffällt. In einer besonderen Atmosphäre stattfindet plötzlich ein Wechsel der festen, starren (festgefahrenen?) Seiten. Dem Irdischen quasi-enthoben, begegnen sie sich mit den Gestirnen und Gestirnskörpern als Gästen, Zuschauern und Zeugen, die diesem quasi-erhabenem Ereignis (vielleicht in gegenüberliegend zweierlei Bedeutung) ‘beiwohnen’: Nach diesem Kümmern im Irdischen und ums Irdische, wie es den Anschein hat, und in immer denselben festen-starren Bahnen, mögen sie sich endlich ungebunden, von dieser lähmenden Bindung und Gebundenheit ‘ent-bunden’, begegnen: Und wechseln die Bedeutungs- und Prinzipseiten: Die erste wurde somit zu “Regen”, und die zweite zu “Sonnenschein”, sie tauschen… Read more »