Die Walfänger
Die scheinbar unberührt weißen Motoryachten der Walfänger lagen vertäut am Kai und schaukelten unruhig in dem kaum merklichen Föhn, der aus Richtung des nordatlantischen Ozeans blies. Der Sichelmond stand mahnend am Südseehimmel und hüllte das dominikanische Küstendorf in sein milchiges Licht. Krachende Motoconchos, vollgepackt mit Harpunenkanonen, Fleischermessern, Tauen aus Kord, sowie Verpflegung, größtenteils in Form von gepökeltem Fleisch in Blechkonserven, näherten sich dem versteckten Hafen, der als Ausgangspunkt der Expedition angeordnet wurde. Dort angekommen machten sich die unglückseligen Jäger rasch an das Beladen der Boote. Die sonnenverbrannten und durch jahrelange Einsätze dieser Art wundgescheuerten Hände der Männer bewegten sich präzise und routiniert, in seltsamem Gleichklang, als wären sie nur eines Körpers Befehle Folgsamkeit schuldig.
Es war die Zeit des Trujillo-Regimes. Die drakonischen und häufig wahllosen Repressalien drangsalierten eine ganze Generation junger Dominikaner und Dominikanerinnen und jedes bemitleidenswerte Mitglied von Antonio Jésus Coronados sechsköpfiger Crew hatte gute Gründe, an schnellem Geld interessiert zu sein. Ihr Ziel sollten die Buckelwale in der hiesigen Bucht sein. Die trägen Riesen wurden seit Jahrzehnten nicht mehr kommerziell gejagt und kamen im alljährlichen Zug in die geschützte Bucht von Samaná, um ihre Kälber zu gebären und an das Leben im offenen Meer zu gewöhnen. Dabei lässt die Kuh ihr Junges keinen Augenblick lang allein und stützt es häufig liebevoll von unten, so dass die Tiere stundenlang an der Meeresoberfläche trieben. „Leichte Ziele, leichtes Geld!“, beschwor Coronado noch am Vorabend die sechs Männer, die tags darauf seine Mannschaft bildeten. Auch der stille Aureliano wurde Teil dieser schicksalhaften Mannschaft. Auch er hatte sich locken lassen, getrieben von der Vorstellung des mächtigen Geldes und versüßt durch die vom Rum verkrüppelten Phrasen des Kapitän Coronado. Als er nun mit heißem Schweiß bedeckt in die vom Mondschein glitzernde Bucht hinausspähte, war ihm, als presse sich sein abgeriebenes und nur noch matt an seinen einstigen Glanz erinnernde Kruzifix in seine vernarbte Brust. Ihn schmerzte der Gedanke, diese sanften Tiere an ihrem Ruheort zu morden, aber der Kapitän erhielt vor einigen Tagen ein Angebot eines stadtbekannten Gringos, das schlicht zu attraktiv war, um es aufgrund moralischer Bedenken zu ignorieren. Angeblich zahlten einige europäische Exzentriker noch immer eine stattliche Summe für den Ambra im Magen der Wale und die wässrigen Augen des Gringos zitterten wohl, als er davon sprach. „Vergelt´s Gott“, seufzte Aureliano müde und warf den abgebrannten Stummel seiner Capital in die schäumende Bucht.
Keine Stunde später befand sich das kleine Boot auf halbem Weg aus der Bucht hinaus und trieb, mittlerweile mit abgeschalteten Motoren, auf den grau-schäumenden Wellen. Die Lichter wurden abgedunkelt und die ohnehin spärlichen und ausschließlich knurrend geführten Gespräche zwischen den Bootsinsassen waren nun völlig versiegt. Einer der Männer, ein untersetztes Menschlein, der an Land den Ruf eines Frauenschlägers genoss, kochte Kaffee auf einem schäbigen Gasherd auf, der anschließend schweigend in abgegriffenen Stahlblechbechern rumgereicht wurde. Doch blieb den Männern keine Zeit, die Stärkung zu sich zu nehmen. Gerade als Aureliano sich nach vornebeugte, um einen der dampfenden Becher entgegenzunehmen, brüllte der arme Teufel, der als Wachposten ans Heck verbannt worden war, plötzlich los und zeigte mit wilden Gesten ins trübe Wasser. Etwa zwanzig Meter hinter dem Walfängerboot zog eine junge Buckelwalmutter vorbei, ihr Kalb trug sie dabei auf dem Rücken. Außer Aureliano sprang jeder der Männer rasch auf und griff eine der umliegenden Harpunenkanonen oder drängte sich staunend neben den Überbringer jener Nachricht, wobei sich gegenseitig unsanft mit den knöchernen Ellenbogen in die Seiten gerammt wurde. Aureliano, dem schlecht geworden war von der Hektik und der Plötzlichkeit der Situation, erhob sich taumelnd und wäre beinahe von Bord gekippt, hätte der Kapitän ihn nicht an dem Revers seiner Steppjacke ergriffen. Stumm drückte er Aureliano eine der Jagdwaffen in die vor Aufregung und Scham zitternden Arme und ohne ein Wort miteinander zu wechseln verstand der Untergebene diesen seinen letzten Befehl.
Er spürte den Drang sich zu Übergeben und drückende Stille sammelte sich in Aurelianos Ohren als er die Schusswaffe anlegte und mit dem Lauf den trägen Zug der beiden Tiere verfolgte. Seine kindliche Moral der Barmherzigkeit, dachte er, würde ihn jetzt, wo er die Blicke der Männer in seinen Nacken beißen spürte, nicht davon abbringen, ein Unrecht zu tun. Und nach einem tiefen Zug nach der salzgeschwängerten Luft schoss er das schutzlos daliegende Tier vom Rücken seiner Mutter. Entgegen der Erwartung der Walfänger tauchte diese nach dem Schuss reflexartig ab. So hinderte die anderen Männer auch nichts daran, den noch zuckenden Kadaver johlend aus einer Wolke dunklen Blutes zu bergen und an Bord zu hieven. Aureliano stand wie betäubt da und blickte mit gramem Blick auf die Stelle, wo noch vor wenigen Augenblicken zwei lebendige Wesen unbesorgt entlang schwammen und sich an einander Gegenwart erfreuten. Der Kadaver des Jungtieres war ein geringer Gewinn im Vergleich zu dem, was der Wertstoff im Körper seiner Mutter wert gewesen wäre. Aber in ihrer Kurzsichtigkeit und Schnelllebigkeit freuten sich die Männer dennoch und siegestrunken feierten sie, dem Ozean diesen Tribut entrissen zu haben. Nur der trübsinnige Schütze starrte noch immer in die Wellen. Es war daher auch Aureliano, der als erstes den grünlichen Schimmer unter der Wasseroberfläche bemerkte. Innerhalb von einem Augenblick stemmte sich etwas mit einer solchen Kraft von unten an das Boot, dass es Aureliano von den Beinen riss. Mit gewaltsamer Wucht schlug sein Hinterkopf an der Reling auf und sein Bewusstsein fiel in die schwarze See hinab.
Ihm war, als schmecke er Salz und Blut. Seine Glieder konnte Aureliano nicht bewegen, nein, er konnte sie nicht einmal sehen, denn sein Kopf und die darin eingefassten Augen schienen seinem Willen nicht zu folgen. Gehörten sie überhaupt zu ihm? Aureliano konnte sich keine Antwort auf diese Frage geben. Ohnehin gab es um ihn herum nichts mehr als einen, sich in alle Richtungen ausdehnenden, dunklen Raum, in dem er schwerelos zu schweben schien. Wieder fühlte er sich, als ob er sich übergeben müsse, aber statt des physischen Reflexes, war es ein gänzlich körperloses Gefühl von Ekel, das er verspürte. Einen Ekel, der nun durch jede Faser seines nur noch kümmerlich vorhandenen Daseins rann und alles korrodierte, was einst der traurige Aureliano war. Am Rande des Raumes, in dem jenes Etwas in seiner tonlosen Agonie verging, erschien nun langsam ein dunkler Fleck. Gemächlich schwebte der Fleck auf den einstigen Aureliano zu, wobei sich schleichend einzelne Konturen von der finsteren Weite lösten. Die verätzten Überreste des Walfängers erkannten den gleitenden Flug des massigen Tieres, der nur durch eine Verletzung an der Finne seine Gleichmäßigkeit einbüßte, in einem kurzen Augenblick des Schreckens wieder. Aber sogleich verging dieser Schrecken, denn in den Augen der herannahenden Naturgewalt erkannte er nichts von dem Funkeln, von dem der Kapitän ihm erzählt hatte und, dass, seit sie aus dem Hafen ausgelaufen waren, auch der Kapitän selbstgerecht der Welt entgegentrug. Nein, ein solches Funkeln fand sich nicht in diesen leviathanischen Augen. Es waren ruhige Augen. Augen die Barmherzigkeit versprachen, so man diese denn verdiene und Aureliano begriff, dass dies das Ende war. Das gewaltige Maul des Wesens öffnete sich und Aurelianos Bewusstsein verschwand, wehrlos erstarrt, hinter den Bartenkämmen des Buckelwals.
An Bord des Walfängerbootes öffnete der vom Aufschlag totgeglaubte, sich seines Bewusstseins jedoch in einer letzten, übermenschlichen Kraftanstrengung wieder bemächtigte Aureliano indes seine Augen. Langsam, in tauber und getrübter Wahrnehmung, bemerkte er nun das Gebrüll der Walfänger um ihn herum. Als er sich aufzurichten versuchte, erkannte er, dass der Rest der Mannschaft in heller Panik ausgebrochen war und auf dem heftig schwankenden Boot mit rücksichtsloser Kraft gegeneinander stob und stieß. Und doch schien es ihm, als würde dieses Stimmgewitter in der Gewissheit des Todes zu einer einzigen angsterfüllten Litanei heranwachsen und in seltsamem Gleichklang vom nahenden Ende künden. Er versuchte sich umzublicken, aber in der tiefblauen Dunkelheit des aufkommenden Karibiksturms, faulige Gicht und Regen um ihn peitschend, konnte er nichts erkennen. Er fasste sich mit der Rechten an seinen Hinterkopf und erfühlte in apathischer Ruhe die fleischige Platzwunde, die sich beinahe von Ohr zu Ohr unter seinen krausen Locken entlang zog. Keine Reue, sondern tiefe Resignation füllte ihn aus und ihm war, als bade sein Körper in warmer Milch.
Weder hörte noch spürte Aureliano den zweiten Aufprall stummer Wucht. Nur ein kurzes Stechen spürte er, als er gewahr wurde, wie er und jeder andere auf dieser gottverlassenen Arche in Anbetracht dieser natürlichen und höchsten Gewalt verblasste.
Es war die Zeit des Trujillo-Regimes. Die drakonischen und häufig wahllosen Repressalien drangsalierten eine ganze Generation junger Dominikaner und Dominikanerinnen und jedes bemitleidenswerte Mitglied von Antonio Jésus Coronados sechsköpfiger Crew hatte gute Gründe, an schnellem Geld interessiert zu sein. Ihr Ziel sollten die Buckelwale in der hiesigen Bucht sein. Die trägen Riesen wurden seit Jahrzehnten nicht mehr kommerziell gejagt und kamen im alljährlichen Zug in die geschützte Bucht von Samaná, um ihre Kälber zu gebären und an das Leben im offenen Meer zu gewöhnen. Dabei lässt die Kuh ihr Junges keinen Augenblick lang allein und stützt es häufig liebevoll von unten, so dass die Tiere stundenlang an der Meeresoberfläche trieben. „Leichte Ziele, leichtes Geld!“, beschwor Coronado noch am Vorabend die sechs Männer, die tags darauf seine Mannschaft bildeten. Auch der stille Aureliano wurde Teil dieser schicksalhaften Mannschaft. Auch er hatte sich locken lassen, getrieben von der Vorstellung des mächtigen Geldes und versüßt durch die vom Rum verkrüppelten Phrasen des Kapitän Coronado. Als er nun mit heißem Schweiß bedeckt in die vom Mondschein glitzernde Bucht hinausspähte, war ihm, als presse sich sein abgeriebenes und nur noch matt an seinen einstigen Glanz erinnernde Kruzifix in seine vernarbte Brust. Ihn schmerzte der Gedanke, diese sanften Tiere an ihrem Ruheort zu morden, aber der Kapitän erhielt vor einigen Tagen ein Angebot eines stadtbekannten Gringos, das schlicht zu attraktiv war, um es aufgrund moralischer Bedenken zu ignorieren. Angeblich zahlten einige europäische Exzentriker noch immer eine stattliche Summe für den Ambra im Magen der Wale und die wässrigen Augen des Gringos zitterten wohl, als er davon sprach. „Vergelt´s Gott“, seufzte Aureliano müde und warf den abgebrannten Stummel seiner Capital in die schäumende Bucht.
Keine Stunde später befand sich das kleine Boot auf halbem Weg aus der Bucht hinaus und trieb, mittlerweile mit abgeschalteten Motoren, auf den grau-schäumenden Wellen. Die Lichter wurden abgedunkelt und die ohnehin spärlichen und ausschließlich knurrend geführten Gespräche zwischen den Bootsinsassen waren nun völlig versiegt. Einer der Männer, ein untersetztes Menschlein, der an Land den Ruf eines Frauenschlägers genoss, kochte Kaffee auf einem schäbigen Gasherd auf, der anschließend schweigend in abgegriffenen Stahlblechbechern rumgereicht wurde. Doch blieb den Männern keine Zeit, die Stärkung zu sich zu nehmen. Gerade als Aureliano sich nach vornebeugte, um einen der dampfenden Becher entgegenzunehmen, brüllte der arme Teufel, der als Wachposten ans Heck verbannt worden war, plötzlich los und zeigte mit wilden Gesten ins trübe Wasser. Etwa zwanzig Meter hinter dem Walfängerboot zog eine junge Buckelwalmutter vorbei, ihr Kalb trug sie dabei auf dem Rücken. Außer Aureliano sprang jeder der Männer rasch auf und griff eine der umliegenden Harpunenkanonen oder drängte sich staunend neben den Überbringer jener Nachricht, wobei sich gegenseitig unsanft mit den knöchernen Ellenbogen in die Seiten gerammt wurde. Aureliano, dem schlecht geworden war von der Hektik und der Plötzlichkeit der Situation, erhob sich taumelnd und wäre beinahe von Bord gekippt, hätte der Kapitän ihn nicht an dem Revers seiner Steppjacke ergriffen. Stumm drückte er Aureliano eine der Jagdwaffen in die vor Aufregung und Scham zitternden Arme und ohne ein Wort miteinander zu wechseln verstand der Untergebene diesen seinen letzten Befehl.
Er spürte den Drang sich zu Übergeben und drückende Stille sammelte sich in Aurelianos Ohren als er die Schusswaffe anlegte und mit dem Lauf den trägen Zug der beiden Tiere verfolgte. Seine kindliche Moral der Barmherzigkeit, dachte er, würde ihn jetzt, wo er die Blicke der Männer in seinen Nacken beißen spürte, nicht davon abbringen, ein Unrecht zu tun. Und nach einem tiefen Zug nach der salzgeschwängerten Luft schoss er das schutzlos daliegende Tier vom Rücken seiner Mutter. Entgegen der Erwartung der Walfänger tauchte diese nach dem Schuss reflexartig ab. So hinderte die anderen Männer auch nichts daran, den noch zuckenden Kadaver johlend aus einer Wolke dunklen Blutes zu bergen und an Bord zu hieven. Aureliano stand wie betäubt da und blickte mit gramem Blick auf die Stelle, wo noch vor wenigen Augenblicken zwei lebendige Wesen unbesorgt entlang schwammen und sich an einander Gegenwart erfreuten. Der Kadaver des Jungtieres war ein geringer Gewinn im Vergleich zu dem, was der Wertstoff im Körper seiner Mutter wert gewesen wäre. Aber in ihrer Kurzsichtigkeit und Schnelllebigkeit freuten sich die Männer dennoch und siegestrunken feierten sie, dem Ozean diesen Tribut entrissen zu haben. Nur der trübsinnige Schütze starrte noch immer in die Wellen. Es war daher auch Aureliano, der als erstes den grünlichen Schimmer unter der Wasseroberfläche bemerkte. Innerhalb von einem Augenblick stemmte sich etwas mit einer solchen Kraft von unten an das Boot, dass es Aureliano von den Beinen riss. Mit gewaltsamer Wucht schlug sein Hinterkopf an der Reling auf und sein Bewusstsein fiel in die schwarze See hinab.
Ihm war, als schmecke er Salz und Blut. Seine Glieder konnte Aureliano nicht bewegen, nein, er konnte sie nicht einmal sehen, denn sein Kopf und die darin eingefassten Augen schienen seinem Willen nicht zu folgen. Gehörten sie überhaupt zu ihm? Aureliano konnte sich keine Antwort auf diese Frage geben. Ohnehin gab es um ihn herum nichts mehr als einen, sich in alle Richtungen ausdehnenden, dunklen Raum, in dem er schwerelos zu schweben schien. Wieder fühlte er sich, als ob er sich übergeben müsse, aber statt des physischen Reflexes, war es ein gänzlich körperloses Gefühl von Ekel, das er verspürte. Einen Ekel, der nun durch jede Faser seines nur noch kümmerlich vorhandenen Daseins rann und alles korrodierte, was einst der traurige Aureliano war. Am Rande des Raumes, in dem jenes Etwas in seiner tonlosen Agonie verging, erschien nun langsam ein dunkler Fleck. Gemächlich schwebte der Fleck auf den einstigen Aureliano zu, wobei sich schleichend einzelne Konturen von der finsteren Weite lösten. Die verätzten Überreste des Walfängers erkannten den gleitenden Flug des massigen Tieres, der nur durch eine Verletzung an der Finne seine Gleichmäßigkeit einbüßte, in einem kurzen Augenblick des Schreckens wieder. Aber sogleich verging dieser Schrecken, denn in den Augen der herannahenden Naturgewalt erkannte er nichts von dem Funkeln, von dem der Kapitän ihm erzählt hatte und, dass, seit sie aus dem Hafen ausgelaufen waren, auch der Kapitän selbstgerecht der Welt entgegentrug. Nein, ein solches Funkeln fand sich nicht in diesen leviathanischen Augen. Es waren ruhige Augen. Augen die Barmherzigkeit versprachen, so man diese denn verdiene und Aureliano begriff, dass dies das Ende war. Das gewaltige Maul des Wesens öffnete sich und Aurelianos Bewusstsein verschwand, wehrlos erstarrt, hinter den Bartenkämmen des Buckelwals.
An Bord des Walfängerbootes öffnete der vom Aufschlag totgeglaubte, sich seines Bewusstseins jedoch in einer letzten, übermenschlichen Kraftanstrengung wieder bemächtigte Aureliano indes seine Augen. Langsam, in tauber und getrübter Wahrnehmung, bemerkte er nun das Gebrüll der Walfänger um ihn herum. Als er sich aufzurichten versuchte, erkannte er, dass der Rest der Mannschaft in heller Panik ausgebrochen war und auf dem heftig schwankenden Boot mit rücksichtsloser Kraft gegeneinander stob und stieß. Und doch schien es ihm, als würde dieses Stimmgewitter in der Gewissheit des Todes zu einer einzigen angsterfüllten Litanei heranwachsen und in seltsamem Gleichklang vom nahenden Ende künden. Er versuchte sich umzublicken, aber in der tiefblauen Dunkelheit des aufkommenden Karibiksturms, faulige Gicht und Regen um ihn peitschend, konnte er nichts erkennen. Er fasste sich mit der Rechten an seinen Hinterkopf und erfühlte in apathischer Ruhe die fleischige Platzwunde, die sich beinahe von Ohr zu Ohr unter seinen krausen Locken entlang zog. Keine Reue, sondern tiefe Resignation füllte ihn aus und ihm war, als bade sein Körper in warmer Milch.
Weder hörte noch spürte Aureliano den zweiten Aufprall stummer Wucht. Nur ein kurzes Stechen spürte er, als er gewahr wurde, wie er und jeder andere auf dieser gottverlassenen Arche in Anbetracht dieser natürlichen und höchsten Gewalt verblasste.